Zu Gast im Beruflichen Schulzentrum Bietigheim-Bissingen
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Über den Tellerrand hinaussehen und sich frühzeitig über berufliche Möglichkeiten informieren, taten mehr als 200 Schülerinnen und Schüler des Technischen Gymnasiums am Beruflichen Schulzentrums Bietigheim-Bissingen am 23. März. Sie hörten den Vortrag „Sicherheit im Sattel - -E-Bikes ohne Überschlag“ von Professor Dipl.-Ing. Jürgen Wrede der Hochschule Pforzheim.
Der Spannende Vortrag über das Forschungsprojekt „BikeSafe“, das an der Hochschule Pforzheim an ABS-Bremsen für E-Bikes forschte, zeigte den Schülerinnen und Schüler, wie spannend Forschung und nicht zuletzt das Studium der Ingenieurswissenschaften ist. Von der Klassenstufe 8 bis 11 folgten die Schülerinnen und Schülern den Ausführungen des Maschinenbauingenieurs Jürgen Wrede.
Zu Beginn des Vortrags erklärte er die Motivation, die dem Forschungsprojekt zugrunde liegt und verknüpfte diese mit interessanten Fakten und Vorwissen, die aus den eigenen Fahrradfahrerfahrungen bekannt sind. Im zweiten Teil seines Vortrages ging er auf die Umsetzung des Forschungsprojektes ein und erläuterte die Herangehensweise, wie z. B: die Recherchen im Vorfeld über Unfallstatistiken. Schwerpunkt des Vortrages waren dann die technischen Entwicklungen, die er anhand des mitgebrachten Versuchsträgers anschaulich erklärte.
„Man kann nicht schöner zeigen wie Forschung funktioniert und auch für was „das“ alles gelernt werden muss. Es ist besonders schön, dass interdisziplinär geforscht wird und man Hand in Hand arbeitet“, resümierte Rektor Stefan Ranzinger.
Hintergrund „BikeSafe“:
Moderne Fahrradbremsen, speziell hydraulische Scheibenbremsen, haben bauartbedingt oft eine sehr starke Bremswirkung. Dies ist einerseits wünschenswert, erhöht aber andererseits das Unfallrisiko, wenn es beispielsweise bei einer plötzlichen Notbremsung – etwa weil ein Tier unerwartet in den Fahrweg läuft – zum Überschlag über den Lenker oder bei rutschiger Fahrbahn zum Blockieren des Vorderrads kommt. An dieser Stelle setzte das Projekt BikeSafe an. Ziel war es, mit einem elektronischen Assistenzsystem (ähnlich dem heutigen Motorrad ABS) in solchen Situationen automatisch einzugreifen und somit die Sicherheit zu erhöhen. Neben den technischen Aspekten – die bestehenden Lösungen für Motorräder lassen sich wegen der unterschiedlichen Parameter wie dem Massenverhältnis Fahrer/Fahrzeug, Geschwindigkeit oder Reifencharakteristika nicht einfach übertragen – spielte die genauere Analyse der Unfallszenarien eine wichtige Rolle. Auf diesem Gebiet existierten im Gegensatz zu Unfällen mit motorisierten Fahrzeugen praktisch keine aussagekräftigen Untersuchungen. Ende 2016 ist das Projekt BikeSafe nun erfolgreich abgeschlossen, alle Projektziele wurden erreicht:
· Die wissenschaftlichen Grundlagen für das bremsdynamische Assistenzsystem wurden gelegt.
· Ein fahrbarer Prototyp auf Basis eines Trekkingrad-Pedelecs existiert. Die Funktionen „Verhindern von
Vorderradblockieren und Überschlag über den Lenker“ wurden entwickelt sowie in Simulation und Fahrversuch in
verschiedenen Konstellationen nachgewiesen.
· Eine vollständige Entwicklungsumgebung, basierend auf Simulation und Fahrversuch, wurde geschaffen und
erfolgreich angewendet. Sie ist adaptierbar für weitere mechatronische Systeme im elektrifizierten Fahrrad.