Wirtschaftsingenieurwesen auf Wissenschaftskurs
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Neun Paper bei International Conference on Engineering, Technology and Innovation publiziert
Die Leistung ist beachtlich – aus dem Bereich Wirtschaftsingenieurwesen wurden neun wissenschaftliche Paper bei einer der führenden Konferenzen im europäischen Raum zum Thema Technologie und Management angenommen und publiziert. Bei der im Sommer 2018 in Stuttgart gehosteten ICE/IEEE ITMC Conference stellten Studierende aus dem Masterstudiengang Wirtschaftsingenieurwesen Engineering & Management (MEM), sowie Professoren und Forschungsmitarbeiter aus dem Projekt Use-PSS ihre Beiträge dem interessierten Fachpublikum vor.
Die Konferenz brachte Wissenschaftler, Forscher, Innovatoren, Industrievertreter, Ingenieure und Anwender zusammen, die sich über Projekte, Case Studies und wissenschaftliche Theorien rund um das Leitthema „Era of connectedness: The future of Technology, Engineering & Innovation in a digital society” austauschten. Sie alle sind mit dem Ziel angetreten, einen innovativen Beitrag zur Weiterentwicklung von technologischen Lösungen für Industrie und Gesellschaft zu leisten.
Die Beiträge aus der Hochschule Pforzheim widmeten sich aus unterschiedlichen Perspektiven den Themenkomplexen Industrie 4.0, Digitalisierung, Mobilität und Design Thinking. Alle neun Paper sind double blind peer reviewed – eine Hürde, die bei wissenschaftlichen Publikationen für herausragende inhaltliche Qualität spricht. Autoren und Gutachter kennen einander nicht, einzig der Inhalt wird unter die Lupe genommen.
Fünf der neun Beiträge stammen aus einem interkulturellen Projekt des Masterstudiengangs Wirtschaftsingenieurwesen Engineering & Management in Zusammenarbeit mit der Universität Straßburg. Die Studierenden sammelten in einer kooperativen Lehrveranstaltung der Professoren Dr. Ludwig Martin und Dr. Ansgar Kühn Daten, die Aufschluss über den Reifegrad von deutschen und französischen Unternehmen in Sachen Industrie 4.0 geben. Basierend auf einem in Frankreich weitverbreiteten Modell, entwickelten die MEM-Teams erste Einblicke in diesen Reifegrad. Der Reifegrad der Unternehmen wurde in ein Spektrum vom „Outsider“ bis zum „Top Performer“ in sechs Dimensionen eingeteilt. Die Dimensionen waren: Produktentwicklungsprozesse, Steuerung und Controlling, Herstellung und Betriebsabläufe, Smart Services, Prozessorganisation und Big Data. Hierzu wurden 24 deutsche und sechs französische Unternehmen befragt.
Zwei weitere Paper stammen aus dem Forschungsprojekt Use-PSS – „Usability betrieblicher Produkt-Service-Systeme im Mittelstand“, das smarte, individuell auf Unternehmen zugeschnittene Lösungen entwickelt, die Produkte mit dazugehörigen Dienstleistungen effizient und gewinnbringend kombinieren. Projektmitarbeiter Lukas Waidelich stellte auf der Konferenz eine systematische Bewertung aktueller wissenschaftlicher Literaturbeiträge zu Design Thinking-Anwendungsmodellen vor. Zusammen mit den Professoren Dr. Rebecca Bulander und Dr. Bernhard Kölmel sowie Projektmitarbeiter Alexander Richter lieferte er in seinem Konferenzbeitrag eine vergleichende Analyse von 35 Prozessmodellen in Hinblick auf die Anzahl ihrer Prozessschritte und die verwendete Terminologie. Diese mündet in einen Überblick über den Status Quo der Forschungslage und identifiziert zukünftige Forschungsaufgaben. Der zweite Use-PSS-Beitrag wurde von Bachelor-Absolventin Franziska Blatz vorgestellt. In Zusammenarbeit mit Professorin Dr. Rebecca Bulander und Matthias Dietel vom Steinbeis-Innovationszentrum 2 Digital Business Pforzheim hat sie ein sechs-stufiges Reifegradmodell zur Messung des Digitalisierungsstands von kleinen und mittelständischen Unternehmen entwickelt. Dieses Modell wurde in ein Befragungsformat umgewandelt und zur Durchführung einer branchenübergreifenden Studie genutzt.
Außerdem publiziert und auf der Konferenz vorgestellt wurde ein Beitrag von Professor Dr. Ludwig Martin, der im Bereich Wirtschaftsingenieurwesen im Fach International Management in Engineering lehrt und forscht. Unter dem Titel „Reverse Innovation“ beschäftigte er sich mit dem Phänomen einer umgekehrten Ausbreitung von Produkten auf internationalen Märkten. Im Gegensatz zum gängigen Modell, bei dem ein Produkt in einem hochentwickelten Land generiert wird und seinen Weg in Schwellenländer findet, beleuchtet er den umgekehrten Fall und widmet sich den Treibern des Erfolgs von Produkten und Geschäftsmodellen, die in Schwellenländern konzipiert und in entwickelten Ländern gekauft oder konsumiert werden. Sein Konferenzbeitrag liefert zu diesem Themenkomplex drei Fallstudien aus Indien, Kenia und Südafrika.
Auch Professor Dr. Henning Hinderer, der im Bereich Wirtschaftsingenieurwesen im Fach Business Administration and Technical Sales lehrt und forscht, hat zusammen mit Bachelor-Studierenden des Wirtschaftsingenieurwesens einen Konferenzbeitrag beigesteuert. Im Rahmen einer empirischen Studie hat das Forscherteam untersucht, welche Anforderungen und Erwartungen eine Gemeinde im ländlichen Raum um Pforzheim an autonomen, öffentlichen Nahverkehr hat. Im Fokus standen dabei die Faktoren Verfügbarkeit, Zugänglichkeit und Kosten. Autonomes Fahren ist einer der vielversprechendsten Ansätze, wenn es um die Frage geht, wie die Mobilität der Zukunft aussehen können. Mobilitätskonzepte, die sich individuell an die Bedürfnisse der Bevölkerung anpassen, statt einem starren Fahrplan mit eingeschränkter Verfügbarkeit zu folgen, sind gerade in Zeiten, in denen die Städte überbesiedelt sind ein wichtiger gesellschaftlicher Beitrag. Sie sorgen für ein faires Gleichgewicht in Sachen Mobilität und schaffen eine sozial verträgliche Infrastruktur sowohl im urbanen als auch im ländlichen Raum.