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Gut gestylt für die webcam im Home Office

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Mode-Kollektion für Männer von Jenny Nguyen

So tun als ob: Home Office-Mode für den Mann von Design-Studentin Jenny Nguyen. Fotos: Jenny Nguyen

Die Pandemie hat es möglich gemacht: Das Home Office bleibt auch nach dem Lockdown ein bevorzugter Arbeitsraum. Eine häufig gestellte Frage dabei: Was ziehe ich an? Mit dieser Frage beschäftigte sich die Mode-Studentin Jenny Nguyen an der Hochschule Pforzheim. In ihrer Männer-Kollektion [hEASE] bringt sie unterschiedliche Bedürfnisse zusammen: Außergewöhnliche Business-Kleidung mit ironischen Details für bequemes Arbeiten zu Hause.

Unzählige Cartoons und Memes gingen in den letzten Monaten durch das Netz und nahmen den Alltag im Home Office auf die Schippe: „Oben hui, unten pfui“ schien die Devise. Für die Video-Konferenz trägt der Mitarbeiter ein Oberhemd – in Kombination mit Boxershorts, die nicht zu sehen sind. Vor diesem Hintergrund entstand die Idee zur Kollektion, sie passte in die Zeit, als in Deutschland die Home Office-Nutzung laut ifo-Institut von 40 % auf rund 60 % anstieg. Erfahrung mit Herrenmode brachte Jenny Nguyen aus ihrem Praktikum bei Hugo, einer Marke der Hugo Boss AG, mit, das sie Mitte März beendete. „Ich habe im Lockdown selbst bemerkt: Es macht einen Unterschied, wie man sich kleidet und ob man sich zurecht macht, auch wenn man das Haus nicht verlassen muss“, sagt die angehende Designerin. Ihre Kollektion trägt den Namen [hEASE], ein Wortspiel aus dem Englischen ‚he’, ‚er’ und ‚ease’ für ‚entspannen’ und auch ‚lindern’. Dementsprechend hat sich die 22-Jährige unterschiedlicher Stile bedient. Ihre Kollektion ist eine Verbindung von klassischer Business-Mode mit den Vorteilen von bequemer Home Wear – mit vielen ironischen Details.

„Der Träger meiner Kollektion hat Spaß daran, zu tun ‚als ob’.“ Das Jacket mit dem besonderen Schnitt – es ist gar kein Jacket, sondern ein Poncho, den man sich mit einem Griff über den Kopf ziehen kann und der nicht in den Achseln zwackt. Die elegante Anzughose – sie endet auf Kniehöhe und ist nur vorne Anzughose, auf der Rückseite kommen bequeme Shorts zum Vorschein. Die Jacken und Hosen sind nicht gefüttert, sondern einlagig genäht und dadurch viel leichter. Ein Gummiband ersetzt in den Hosen den unflexiblen Hakenverschluss. Und wenn der Geschäftsmann im Bett liegt während des Telefonats statt am Schreibtisch zu sitzen, kann er die Notizen zum Gespräch kurzerhand auf die textilen Notizzettel hinterlassen, die die Studentin an der Kleidung angebracht hat.

Nicht nur in der Form, auch in der Farbe und der Produktionsmethode hat Jenny Nguyen sich auf Klassisches bezogen: Die Farbwelt ist kühl gehalten mit Blau- und Grau-Tönen. Bei der Verarbeitung setzte sie auf manuelle Techniken, wie die traditionelle Methode des Pikierens: Mit dieser Stichart von Hand werden Rosshaareinlagen in Anzüge eingearbeitet, um sie zum Beispiel am Revers von innen zu stabilisieren. In der Home Office-Kollektion sind diese Stiche eine Referenz zu gutem Handwerk, denn die Kleidung – vom Sakko über das Hemd bis zur Hose – ist weit entfernt von steif und gezwungen. Gut gestylt und gleichzeitig leger steigert [hEASE] die Motivation und hilft gegen Home Office-Blues.