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Tracer-Based-Sorting – eine Innovation für die Kreislaufwirtschaft

Am 29. April sprach Jochen Moesslein, Gründer des Unternehmens Polysecure, in der Ringvorlesung über seine Innovation und Gründungsgeschichte und stellte die Umsetzung des Tracer-Based-Sortings und dessen Auswirkungen auf die Kreislaufwirtschaft vor. Knapp 60 Zuhörer*innen verfolgten seinen Vortrag im virtuellen Hörsaal.

Technologiestrategie von Polysecure

Fluoreszenz kennt jeder von den im Dunkeln leuchtenden Klebesternchen über Kinderbetten, Fluoreszenz hat aber auch wichtige industrielle Nutzungsfelder. Dieses Potenzial weiter auszuschöpfen hat sich Jochen Moesslein zur Aufgabe gemacht und in seinem Unternehmen einen anorganischen Fluoreszenz-Marker entwickelt, der inzwischen sogar für Lebensmittelkontakt zugelassen ist. Hierfür war viel Grundlagenforschung nötig. Die erste Anwendung waren Marker für den Plagiatsschutz. Mithilfe eines Geräts können die zunächst unsichtbaren Marker sichtbar gemacht werden und Plagiate so zweifelsfrei erkannt werden. Eine weitere große Anwendung für die Marker findet sich in der Kreislaufwirtschaft bei der Sortierung von Kunststofffraktionen. Bei der Entwicklung von Tracer-Based-Sorting für das Sortieren von Kunststoffverpackungen hat Polysecure in den letzten Jahren mit dem INEC eng im BMBF-Forschungsprojekt MaReK  zusammengearbeitet. Mit der neuen Technologie müssten Fraktionen nicht mehr kaskadisch abgetrennt werden, sondern könnten an einer Stelle identifiziert und entsprechend sortiert werden. Die markierten Abfälle durchlaufen dabei einen Laservorhang, der die Marker zum Strahlen bringt, was von Fotodioden erfasst werden kann, um die Abfallfraktionen direkt in passende Behälter zu befördern. Auf diese Weise kann das Tracer-Based-Sorting 20-40 verschiedene Fraktionen zuverlässig aus einem Abfallstrom sortieren.

Etablierung einer neuen Technologie

Neben den technischen Merkmalen und Potenzialen der Fluoreszenz-Marker ging Moesslein auch auf die Etablierung der Technologie am Markt ein. Zuerst einmal müssen viele Stakeholder davon überzeugt werden, dass die neue Technologie die beste Lösung für ein bestehendes Problem ist. Das erfordert viele Machbarkeitsstudien und Pilotversuche zur Validierung. Zudem müssen neue Lösungen in der Marktwirtschaft immer mit den bestehenden Technologien ökonomisch mithalten können.

Erfolgsfaktoren und Hemmnisse von Start-ups

Zum Abschluss berichtete Moesslein aus seiner Erfahrung als Unternehmensgründer. Als wesentliches Hemmnis erachtete er die in Deutschland vorhandene Bürokratie, Pessimismus und den mangelnden Zugang zu Risikokapital. Erfolgsfaktoren sind für ihn eine klare Zielfokussierung, Leidenschaft und Selbstbewusstsein. Man sollte aber auch darauf gefasst sein, dass Murphy’s Law eintritt und alles was schiefgehen kann auch schiefgeht.

Die Ringvorlesung geht am 17. Juni weiter mit einem Vortrag von Philipp Preiss (Design Factory Pforzheim), Julia Mayer (Grünhof GmbH Freiburg) und Anina Kusch (INEC) zum Thema „Wie nachhaltige Startups starten, und wie man beim Smart Green Accelerator durchstartet“ weiter.