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Bericht Vortrag Dr. Arndt Pechstein:

Biomimicry: Die Natur als Modell und Maßstab für disruptive Innovation

Arndt Pechstein ist Coach & Dozent für Innovationsprozesse mit methodischem Schwerpunkt auf Biomimicry, Design Thinking und Nachhaltigkeit – eine Tätigkeit, die man von einem promovierten Neurowissenschaftler nicht unbedingt erwarten würde. Mit seiner Innovationsagentur phi360 leitet er Workshops und Veränderungsprozesse und begleitet Ideen- & Strategieentwicklungen in Unternehmen.

Was das genau bedeutet, zeigte er in seinem Vortrag zum Thema „Biomimicry“. Der englische Begriff beschreibt eine kreative Problemlösungs-Strategie, in der Prinzipien der Natur analysiert, abstrahiert und auf alle Bereiche menschlichen Lebens übertragen werden. Damit geht er über das klassische Verständnis der „Bionik“ hinaus.

Mit inspirierenden Beispielen und mitreißenden Geschichten fesselte Arndt Pechstein die Zuhörerschaft. Die Strömungsoptimierung von Schiffen durch das Haifischflossenprinzip ist ja schon länger bekannt. Aber viele andere Prinzipien aus der Natur lassen sich ebenfalls technisch nutzen. Arndt Pechstein zeigte z. B., wie es Spinnen schaffen, dass Vögel nicht aus Versehen durch ihr sorgsam gebautes Netz fliegen: Sie weben einzelne Fäden ein, die UV-Licht reflektieren, welches Vögel (im Gegensatz zu Menschen) sehen können. Dieses Prinzip hat sich ein Glashersteller zu Nutze gemacht – die Kunden können nun auf das Aufkleben von schwarzen Vogelsymbolen auf Fenstern verzichten. Ein weiteres Beispiel ging darauf ein, wie ein angenehmes Gebäudeklima in Savanne-Gebieten ohne Klimaanlage geschaffen werden kann: Man nutzt hier Strömungskanäle, wie sie in ähnlicher Form in Termitenhügeln auftreten. Spannend waren auch die Ausführungen zur Zusammenarbeit von Organismen in der Natur, dargestellt an Schleimpilzen, Vögeln oder auch Nervenzellen.

Die Biomimicry-Methode verdichtet also sozusagen die „Erkenntnisse“, die die Evolution über Jahrtausende ermittelt hat in einem kreativen Innovationsprozess. Arndt Pechstein zeigte dies beispielhaft an einer Innovationsstudie auf, in der erarbeitet wurde, wie die Mobilität der Zukunft in Großstädten in Berlin aussehen kann.

Interessant war auch der klare Bezug zum Thema Nachhaltigkeit. Herr Pechstein motivierte dazu, Gegebenes zu hinterfragen und Veränderungen anzustoßen: „Um disruptive Innovationen zu ermöglichen, die einen Wandel zu einer wirklich nachhaltigen Lebensweise auf dem Planeten ermöglichen, müssen wir in vielen Bereichen umdenken. Die Natur kann hierbei interessante Anregungen liefern: das betrifft Betrachtungen in Bezug auf Form, Prozesse und Systeme.“, so der Experte. „Biomimicry kann die Grundlage für einen Paradigmen-Wechsel im Bereich der nachhaltigen Innovation sein.“