Hochschule Pforzheim erhält Zuschlag für europäisches Großprojekt
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Institut für strategische Technologie- und Edelmetalle/Schmucktechnologisches Institut (STI) erhält allein 2,1 Millionen Euro Fördergeld
Permanentmagnete auf Basis von Seltenen Erden sind der Schlüssel zu einer sauberen Energiezukunft in Europa. Ob in Windkraftanlagen, Elektrofahrzeugen oder einer Vielzahl von Haushaltsgeräten, Permanentmagnete sind obligatorische – und in vielen Fällen unersetzliche – Komponenten. Gleichzeitig hat es Europa aber versäumt, sich entsprechende Rohstoffquellen zu sichern.
Deshalb hat sich das vom Institut für strategische Technologie- und Edelmetalle/Schmucktechnologisches Institut (STI) der Hochschule Pforzheim geführte Projektkonsortium SUSMAGPRO an der Ausschreibung des HORIZON2020 Programms „Rohstoffinnovation für die Kreislaufwirtschaft: nachhaltige Verarbeitungs-, Wiederverwendungs-, Recycling- und Verwertungssysteme“ beteiligt und gegen 52 andere Projekte durchgesetzt. Nur ein weiteres Projekt erhielt eine Förderzusage.
SUSMAGPRO erreichte dabei in der Evaluierung der Europäischen Kommission die äußerst selten vergebene Maximalpunktzahl von 15 Punkten. Nun erntet das aus 20 europäischen Partnern aus neun Ländern bestehende Projekt 12,9 Millionen Euro durch das Forschungsrahmenprogramm Horizon2020 der Europäischen Kommission. Es läuft vier Jahre und hat ein Gesamtvolumen von 14,9 Millionen Euro. Das STI der Hochschule Pforzheim erhält eine Fördersumme von 2,1 Millionen Euro.
Sehr zur Freude von STI-Leiter Professor Dr. Carlo Burkhardt. Aus seiner Sicht werde das Geld dringend gebraucht. „Die europäische Magnetindustrie benötigt etwa 2.000 bis 3.000 Tonnen seltene Erden pro Jahr, die heute zu 100 Prozent importiert werden müssen, fast ausschließlich aus China. Gleichzeitig ist die aktuelle Recyclingquote für die in diesen Magneten enthaltenen seltenen Erden mit weniger als einem Prozent erbärmlich gering. In jeder Hinsicht stellt die Rückgewinnung, Aufbereitung und Wiederverwendung von Dauermagneten deshalb den einzigen gangbaren Weg dar, um eine nachhaltige Zukunft für wichtige Industriezweige wie Automobil, Luft- und Raumfahrt zu sichern, um Elektrofahrzeuge, E-Bikes, Windkraftanlagen und eine Vielzahl von Konsumgütern zu beliefern“, erklärt Carlo Burkhardt und ergänzt: „Fast alles, was Strom verwendet, verwendet auch Magnete.“
Anstatt diese strategisch so wichtigen Werkstoffe am Ende ihrer Nutzungsdauer auf Deponien zu entsorgen oder in andere Teile der Welt zu exportieren, stelle das Projekt SUSMAGPRO (Sustainable Magnets Production) die Technologie zur Verfügung, um die vielen Tonnen Magnete, die bereits in Millionen von Geräten nach Europa eingeführt wurden, effektiv und wettbewerbsfähig wiederzuverwerten.
SUSMAGPRO entwickelt hierzu vier Pilotanlagen, die die gesamte Wertschöpfungskette der Aufbereitung abdecken, von der robotergestützten Sortierung, der Trennung und Magnet-/ Legierungsherstellung bis hin zu neuen Permanentmagneten aus recyceltem Material. Am Ende des Projekts werden die vier Anlagen bereits eine Kapazität von 100 Tonnen pro Jahr haben. Bis im Jahr 2050 wird so eine Recyclingquote von etwa 30 Prozent angestrebt, wie sie auch für andere Technologiemetalle wie Silber, Platin oder Palladium üblich ist. Dadurch wird die Position der europäischen Firmen auf den weltweiten Märkten für erneuerbare Energiesysteme (RES) deutlich gestärkt und CO2-freie Mobilität und Energie ermöglicht.
Mit dem Ispringer Unternehmen OBE Ohnmacht & Baumgärtner GmbH ist ein weiterer Projektpartner aus der Region und wird eine der vier Pilotanlagen realisieren, deren Aufbau mit knapp 700.000 Euro gefördert wird. Die weiteren Pilotanlagen werden in Schweden, Großbritannien und Slowenien aufgebaut werden.