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Auf einen Kaffee mit Professor Dr. Robert Nothhelfer

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Kurz nach dem Mittagessen um 13:30 Uhr kommt Professor Dr. Nothhelfer zum Interview ins Büro der Weiterbildung. Seinen Kaffee trinkt er mit Milch.

Julia Budei: Schön, dass Sie da sind. Es freut mich, dass Sie Zeit für uns haben!

Robert Nothhelfer:Mich ebenfalls!

J.B: Herr Nothhelfer, beschreiben Sie sich doch direkt einmal in drei Worten.

R.N:Offen, freundlich, analytisch und gut organisiert. Das waren jetzt vier (lacht).

J.B: Das lassen wir so gelten. Wie äußert sich das Analytische denn bei Ihnen und spiegelt es sich in Ihrem Alltag wieder?

R.N:Also im Alltag spiegelt sich eher das Organisierte wieder, was wahrscheinlich letztlich die praktische Ausprägung des Analytischen ist. Mit analytisch meine ich, dass ich versuche, Fragen und Themen, die aufkommen, möglichst schnell zu strukturieren. Und in Zusammenhänge mit dem, was ich schon weiß oder vielleicht noch nicht weiß, zu bringen und mir ein ganzes Bild von dem zu machen, um was es geht. Und ich glaube auch daran, dass es besser ist, erst einen Plan zu machen und zu schauen, wo es hingeht, als zuerst loszurennen und dann zu schauen, wo es hingeht.

J.B: Das macht Sinn. Und führt dazu, dass man nicht die ganze Zeit wieder umkehren muss. Zeigt sich das Organisierte bei Ihnen auch im Arbeitsalltag? Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus?

R.N:Das hängt von den Vorlesungen ab. Wann was stattfindet, ist allerdings fremd vorgegeben und ich habe keinen Einfluss darauf. Der ganz typische Ablauf ist, dass ich morgens um 6 Uhr aufstehe, um für die Kinder Frühstück zu machen. Danach kommt es darauf an, ob ich direkt an die Hochschule fahre oder mich zuerst anderen Dingen widme. Wo sich die Organisation ausdrückt, ist, dass ich versuche immer rechtzeitig mit allen Sachen fertig zu sein. Vor Semesterbeginn sollten die Vorlesungen fertig sein und vor einer Vorlesung schaue ich mir auch nochmals das Skript an. Also nicht erst fünf Minuten zuvor – zumindest meistens, damit ich relativ entspannt in die Vorlesung gehen kann.

J.B: Das ist sehr strukturiert und vereinfacht wahrscheinlich vieles.

R.N:Ja, es reduziert Stress. Zumindest auf meiner Seite (lacht). Ich weiß nicht, wie das bei den Studierenden ist, aber auf meiner Seite reduziert es definitiv Stress.

J.B: Wenn wir schon bei Stressreduktion sind: Wie sieht denn bei Ihnen ein typisches Wochenende aus?

R.N:Ein ganz typisches Wochenende ist vor allem eins: Ohne Arbeit. Ich nehme keine Arbeit mit nach Hause und bin da auch – mit sehr wenigen Ausnahmen – sehr konsequent. Was nicht heißt, dass einem nicht das eine oder andere Mal ein nützlicher Gedanke durch den Kopf schießt. Aber ich arbeite nicht in systematischer Form, also dass ich mich dann bewusst an den Schreibtisch setze. Ganz stressfrei ist es meistens trotzdem nicht: Ich habe drei Kinder und alle drei spielen Handball in unterschiedlichen Mannschaften. Damit gibt es fast kein Wochenende ohne mindestens ein, zwei und manchmal auch drei Handballspielen. Das ist dann oft eine der wesentlichen Beschäftigungen. Wenn kein Handball ist, dann bin ich auch gerne mal faul, mache Ausflüge mit der Familie – was man eben alles so Schönes machen kann. Oder ich lese auch mal ein Buch. Aber kein Fachbuch!

J.B: Bevorzugen Sie ein bestimmtes Genre?

R.N:Ja, was ich sehr gerne lese, sind entweder Fantasy-Romane, also „Herr der Ringe“ und dergleichen, oder historische Romane, also Ken Folletts „Die Säulen der Erde“ oder die „Jahrhundert-Trilogie“. Das habe ich sehr gerne und mit sehr großem Interesse gelesen.

J.B: Da hätte ich später noch einen Buch-Tipp für Sie, möglicherweise als nächste Urlaubslektüre. Verreisen Sie denn gerne?

R.N: Ja, wir arbeiten gerade daran, uns einmal im Jahr eine europäische Großstadt anzuschauen. Letztes Jahr waren wir in London, das Jahr davor in Paris. Dieses Jahr gibt’s noch keine größere Stadt, aber Pfingsten verbringen wir am Gardasee und da gibt es sicherlich die Möglichkeit, einen Abstecher nach Verona oder – wenn wir viel Zeit haben – nach Venedig zu machen.

J.B: Gibt es denn ein Land, das Sie unbedingt sehen möchten?

R.N:Eigentlich möchte ich unbedingt noch auf den Kilimandscharo. Aber ob das was wird, ist eine andere Frage (lacht). Ich war bisher erst einmal kurz und halb-dienstlich in Afrika und würde daher gerne nochmal hin, aber eher touristisch. Entweder nach Kenia oder Südafrika, Hauptsache eines von beiden Ländern. Und ich war noch nie in Asien. Das ist eine Lücke, die es auch mit ein oder zwei Ländern zu schließen gälte.

J.B: In Asien gibt’s ja viele einsame Inseln. Was würden Sie denn auf eine solche mitnehmen wollen?

R.N: Das kommt ein bisschen drauf an, wie lange ich dort sein soll. Robinson-Crusoe-mäßig oder wie in „Cast Away“? Dann eher etwas, was einen großen praktischen Nutzen hat. Wenn es zum Urlaub machen ist, dann wahrscheinlich ein paar gute Bücher und ausreichend Sonnencreme.

J.B: Um nochmal auf die historischen Romane zurückzukommen, die Sie gerne lesen und wahrscheinlich auch mit auf eine solche Insel nehmen würden: Gibt es eine historische Persönlichkeit, die Sie gerne einmal treffen würden?

R.N:Schwierig. Es gibt keine dominante Person, die alle anderen überragt. Ich habe zu Schulzeiten – lang, lang ist es her – Altgriechisch gelernt und auch mein Graecum gemacht. Von daher wäre natürlich Platon durchaus interessant, auch wenn ich ihn wahrscheinlich nicht mehr verstehen würde (schmunzelt). Ansonsten könnte der eine oder andere Philosoph der Aufklärung interessant sein. Wenn ich von den neueren Personen ausgehe, wäre es momentan wahrscheinlich am ehesten Daniel Kahnemann, eigentlich ein Psychologe und daher eigentlich auch nicht einschlägig in meinem Fach. Aber seine Arbeiten sind maßgeblich in den Wirtschaftswissenschaften und hochspannend.

J.B: Das Graecum habe ich tatsächlich auch gemacht! Hatten Sie denn dann in der Schule einen anderen Berufswunsch? Archäologe vielleicht?

R.N:Das wollte ich tatsächlich nie werden. In der Grundschule hatte ich keinen konkreten Berufswunsch. Mein Vater erzählt allerdings immer die Geschichte, dass meine Mutter mit meinem Bruder und mir beim Arzt war und der Arzt hat gefragt – wie man eben kleine Jungen so fragt – was wir denn werden wollen würden. Daraufhin habe ich gesagt: „Bankdirektor“ und mein Bruder meinte „Zoodirektor“. Da meinte der Arzt: „Also unter Direktor geht’s anscheinend nicht.“ (lacht). Der Wunsch war allerdings nicht besonders ausgeprägt. Während des Gymnasiums und der Bundeswehrzeit habe ich mich mit Medizin beschäftigt und hätte mir auch vorstellen können, etwas Naturwissenschaftliches zu machen, bin dann aber letztendlich bei den Wirtschaftswissenschaften gelandet. Und im Endeffekt war das die absolut richtige Wahl und ich hätte nichts anderes studieren und beruflich machen wollen.

J.B: Gab es während ihres Studiums etwas, das Sie sich persönlich von ihren Professoren gewünscht hätten?

R.N:Mehr Praxisbezug. Die Frage ist einfach. Ich war an einer Universität und – wie das eben vor fast dreißig Jahren so war – war es doch recht theoretisch und mit wenig praktischen Anwendungen. Da hätte man durchaus mehr machen können.

J.B: Setzen Sie das, was Sie sich als Student gewünscht haben, nun in Ihrer Lehre um?

R.N:Das hoffe ich zumindest! Es klappt sicher nicht immer, aber ich versuche, überall wo es sich anbietet, auch entsprechende praktische Beispiele zu machen. Bei den Rechnungswesen-Themen lasse ich zum Beispiel regelmäßig in Konzernabschlüsse reinzuschauen. Oder wenn es gerade einen interessanten Zeitungsartikel gibt, weil irgendwas passiert, was fachlich einschlägig ist, auch da mal ein Viertelstunde drüber zu reden. Sodass die Studierenden auch sehen, dass man nicht einfach irgendetwas lernt und das Leben etwas ganz anderes ist, sondern dass es durchaus eine nicht unerhebliche Schnittmenge gibt.

J.B: Das ist für eine Hochschule ein durchaus wichtiger Ansatz. Gibt es denn eine Sache, die Sie Ihren Studierenden fürs Leben mitgeben möchten?

R.N:Also rein von der fachlichen Seite, die grundsätzliche Denkweise, dass alles sich immer in Kreisläufen oder in Wirkungszusammenhängen abspielt, dass das Leben selten linear ist, sondern immer irgendwie wieder zu einem zurückkommt. Und das alles immer zwei Seiten hat und man nicht immer nur auf die eine schauen sollte, auch wenn diese einen gerade begeistert, sondern vielleicht auch auf die andere. Das Denken in Zusammenhängen halte ich für unglaublich wichtig und versuche auch in meiner Vorlesung, wo es sich anbietet, die Zusammenhänge darzustellen. So sieht man, dass wir nicht nur an einer Ecke werkeln, sondern auch an drei, vier anderen und letztendlich ist die Kunst, alle gleichzeitig im Blick zu haben. Rein allgemein gibt es ein schönes Zitat: „Im Wald zwei Wege boten sich mir dar, ich wählte den der weniger begangen war und das veränderte mein Leben.“ Sprich, nicht immer nur das zu machen, was alle machen, sondern eine eigene Meinung zu haben und dazu auch zu stehen.

Professor Dr. Robert Nothhelfer lehrt im Weiterbildungsprogramm das Modul Entrepreneurial Finance. Und wenn er vielleicht irgendwann den Kilimandscharo besteigt, wird die Reise perfekt organisiert sein.