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Industrie trifft Hochschule: Energiemanagement und Klimaschutz im Unternehmen – Pflicht oder Chance?

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Valentin Heyer, Bertil Kilian, Prof. Dr. Ingela Tietze, Isabel Rittmann, Andreas Kunkel (v.l.)

Die Veranstaltungsreihe „Industrie trifft Hochschule“ (ITH) rückte im Rahmen eines Vortragsabends am Donnerstag, 12. Oktober 2023 das Thema „Energiemanagement und Klimaschutz im Unternehmen – Pflicht oder Chance?“ in den Fokus. Im Zentrum für Präzisionstechnik auf dem Campus der Hochschule Pforzheim gab Prodekan Dr. Henning Hinderer von der Fakultät für Technik eine kurze Einführung in das Thema bevor er das Wort an die ReferentInnen weitergab.

Der Klimawandel ist ein menschengemachtes Problem und genau deshalb können und müssen auch alle gemeinsam zu seiner Lösung beitragen. Auch Unternehmen tragen Verantwortung und versuchen dementsprechend ihren ökologischen Fußabdruck mit größeren oder kleineren Maßnahmen zu verringern. Die Maßnahmen, die Betriebe umsetzen können, müssen dabei nicht immer direkt kompliziert und teuer sein. Wie das bewerkstelligt werden kann zeigt die Hochschule Pforzheim gemeinsam mit den industriellen Mitreferenten.

Seit 2015 ist Ingela Tietze Professorin an der Fakultät für Wirtschaft und Recht für das Arbeitsfeld „Nachhaltige Energiewirtschaft“ an der Hochschule Pforzheim“. Als Prorektorin hat sie seit 2020 gemeinsam mit den ihrem Team und den Bereichen Campus-Bau, Campus-Technik und Flächenmanagement Energiemanagement und Klimaschutz an der Hochschule Pforzheim vorangetrieben und in 2022 die Hochschule Pforzheim federführend in die Einführung und Zertifizierung eines Energiemanagementsystems gemäß ISO 50001 geführt. In Ihrem Beitrag „Klimaschutz und Energiemanagement in Forschung und Praxis an der Hochschule Pforzheim“ stellt sie gemeinsam mit Isabel Rittmann, Mitarbeiterin für das Thema Klimaschutz, die erreichten Ziele an der Hochschule Pforzheim vor. Darüber hinaus steht der Wunsch im Vordergrund, den Unternehmen über Aufklärung das Gefühl der „Pflicht“ in die Motivation „Chance“ umzuwandeln. „Wieviel Energie braucht mein Unternehmen wirklich, lohnt sich das Implementieren eines aufwändigen Energiemanagement oder kostet es nur, wie kann ich wettbewerbsfähig bleiben? Diese und mehr Fragen treiben viele Unternehmen um. „Für jedes Unternehmen ist die Umsetzung eines nutzbringenden Energiemanagement möglich“, so die Pforzheimer Professorin Ingela Tietze, „es kommt auf die richtige Zielsetzung an.“ Zum Schluss gibt sie Einblicke in drei Forschungsprojekte des Instituts für Industrial Ecology (INEC) der Hochschule Pforzheim, in denen mit Unternehmen innovative Ansätze für Energiemanagement und Klimaschutz erpobt werden.
Isabel Rittmann erläuterte ausführlich den Weg, den die Hochschule Pforzheim nahm, um nicht nur ein Energiemanagementsystem einzuführen, sondern auch wie bereits konkrete Maßnahmen zum Klimaschutz umgesetzt wurden. Dank des Energiemanagementsystem der Hochschule konnte die angespannte Gasversorgungssituation im letzten Winter erfolgreich gemeistert werden. „Wir haben bereits acht Ladestationen für E-Autos errichten lassen. Mit Hochschul eigenen Pedelecs können die Kolleginnen und Kollegen zu den unterschiedlichen Standorten in der Stadt gelangen“, führte Rittmann weiter aus.

Andreas Kunkel von der Ensinger Mineral – Heilquellen GmbH, nimmt mit seinem Vortrag „Verbesserung der Ressourceneffizienz – Potenziale des Klimaschutz“ das Plenum mit in die Praxis. Ensinger ist bereits seit den 90er Jahren aktiv in Sachen Nachhaltigkeit als Unternehmenskultur. Seither wurde viel für die Reduktion von CO2-Emissionen und Ressourcenverbrauch sowie Klimaschutz getan. So z.B. die technische Modernisierung der Glasabfüllanlage. Die neue Flaschenreinigungsmaschine benötigt gegenüber der vorherigen Flaschenreinigungsmaschine bis zu 50% weniger Wasser. Weitere Beispiele sind z.B. ein Energieeffizienzprogramm in der Drucklufterzeugung und LED-Beleuchtung im gesamten Betrieb. Oder aber die Eispeisung der Kompressor-Abwärme in das Heizungssystem. Was braucht das Unternehmen, um sein Einsparpotential erkennen zu können? Laut Kunkel muss ein Energie-Controlling für eine hohe Transparenz sorgen, damit Prozesse schneller und effektiver gesteuert werden können. Das größte Potenzial liegt in der Vermeidung von Energieverschwendung und in der Verbesserung der Energieeffizienz. „Jede Energie, die eingespart werden kann, reduziert die Umweltbelastung dauerhaft und spart dazu noch Kosten ein. Das gilt insbesondere bei neuen Investitionen. Hier lohnt sich der Energieblick“, hält Kunkel fest. Sein Schlussplädoyer ist klar: Neben sozialer Verantwortung, langfristigen Kostenvorteile, dem Image und dem Wettbewerbsvorteil durch Effizienzverbesserungen ist es eine Notwendigkeit, sich dem Klimaschutz anzunehmen.

Im Vortrag „Nachhaltige Innovationen: die SWP als Möglichmacher für Klimaschutz-Ziele in Pforzheim“ von Valentin Heyer und Bertil Kilian von den SWP Stadtwerken Pforzheim GmbH & Co. KG steht eine der sechs Kernkompetenzen der SWP im Vordergrund: „Klimaschutz“. „Wir sind die Möglichmacher für Pforzheim mit vielen, smarten Projekten“, beginnt Bertil Kilian, Innovationsmanager bei den SWP, den gemeinsamen Vortrag und stellt eine Projektauswahl vor. Mit der Umstellung von Kohle auf Gas haben die SWP bereits 2021 einen ersten wichtigen Schritt vollzogen. Die hocheffizienten Gasmotoren sparen jedes Jahr rund 35.000 Tonnen CO2 ein. Um die Dekarbonisierung der Stadt weiter voranzubringen, ist ein großes Thema die Fernwärme. Das Fernwärmenetz soll nicht nur ausgebaut werden, sondern auch digitalisiert werden. Sensoren an den Hausanschlüssen messen die Heizlast, die so effizient gesteuert werden kann. Wärmeverlust wird dadurch verringert, was zur CO2-Emissionsenkung beitragen kann wie auch zur Kostenreduktion. Gleichzeitig versprechen die SWP eine höhere Transparenz für ihre Fernwärmekunden.

Ein weiteres smartes Projekt, das die SWP gemeinsam mit der Stadt Pforzheim im Rahmen des SWP Klimafonds durchgeführt haben, ist die intelligente Baumbewässerung. Bei mehreren Bäumen im Stadtgebiet wird mittels Sensoren die Bodenfeuchtigkeit gemessen, sodass kein Trockenstress entsteht und bedarfsorientiert bewässert wird. Mithilfe der gesammelten Daten lassen sich langfristig auch Aussagen zu den Auswirkungen des Klimawandels machen. „Wir verfolgen viele weitere Projekte, die auf intelligenter Vernetzung fußen und den Klimaschutz voranbringen bei gleichzeitiger Einsparung von Ressourcen“, so das Fazit von Valentin Heyer am Ende des Vortrags.

Die anschließende Diskussion gab Raum für unternehmensspezifische Fragen und Bedarfe.

 

„Industrie trifft Hochschule“ ist eine Veranstaltungsreihe der Hochschule Pforzheim und der Cluster-Initiative „Hochform“ (WSP). Seit ihrer Gründung im Jahr 2014 verfolgt sie das Ziel, Unternehmen im Wirtschaftsraum Pforzheim – Nordschwarzwald durch den Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis in ihrer Innovationstätigkeit zu unterstützen. Vorträge, Workshops und Laborführungen gewähren umfassende Einblicke in Themenbereiche wie Werkstoffe, Werkzeug- und Maschinenbau, neue Produktionsverfahren oder Industrie 4.0. Professoren und Mitarbeiter der Hochschule Pforzheim stehen den interessierten Fachkräften, Abteilungsleitern und Geschäftsführern der Unternehmen als Gesprächspartner zur Verfügung.

Nächste Veranstaltung:

Donnerstag, 07. Dezember 2023
"Erweiterte Künstliche Intelligenz für industrielle Anwendungen" | Prof. Dr. Thomas Greiner