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Nachklang: HEED-Workbench

News

10 & 11 Feb 23

Scheppernde Becher und torkelnde Dosen bei der HEED-Workbench im Rahmen der Werkschau
10. & 11.02.2023

Seit über sechs Jahren bereichert das HEED nun schon mit seiner Arbeit die Gründungs- und Innovationskultur an der Hochschule Pforzheim. Durch verschiedenste Formate bietet es den Studierenden neben ihrem fachlichen Input in den Studiengängen die Möglichkeit, über den Tellerrand hinauszuschauen und neue Ideen zu entwickeln.

Kreativität ist dabei ein wichtiger Bestandteil des HEED, mit dem wir nicht nur ganz praktisch und spielerisch in unseren Workshops experimentieren, sondern der auch immer wieder unsere Forschung bereichert.

Bei der Werkschau der Fakultät für Gestaltung im Wintersemester 2022/23 machte das HEED im Rahmen seiner HEED-Workbench Kreativität nun auf eine ganz besondere Art und Weise für die Studierenden und Besucher*innen erlebbar, indem es Kunst und Technik Hand in Hand gehen ließ.

Mithilfe kleiner Motoren und preiswerter Energiequellen konnten Gäste aus einfachen Alltagsgegenständen und Abfällen individuelle Maschinen bauen, die nichts Geringeres als Kunst hervorbrachten. In einer Arena erschufen die Maschinen Kunst, indem sie ihre Kreise zogen, Linien zeichneten, Flächen malten und Farbe verteilten. So entstanden zwei einzigartige Kunstwerke, die so individuell und kurios waren wie ihre Künstler*innen – die Maschinen und natürlich die dahinterstehenden Roboter-Bauer*innen.

Begleitet werden die Workshops von einem Vortrag von Prof. Thomas Hensel, einer der drei Direktoren des HEED, der zunächst einen Überblick darüber gab, wie sich Maschinen in der Geschichte der Kunst als Künstler betätigten. Namhafte Vertreter wie Jean Tinguely, Patrick Tresset, Niki Passath und Harold Cohen hatten sich dieser Thematik bereits gewidmet und auf unterschiedlichste Art und Weise Kunst durch Maschinen entstehen lassen. Eine wichtige Kreativitätstechnik ist dabei die Bricolage: Sie kann verwendet werden, um neue Kunstwerke zu schaffen, indem vorhandene Materialien zusammengefügt werden, um neue Muster, Formen oder Texte zu erzeugen – so auch bei der HEED-Workbench geschehen.

Nach seinen Ausführungen, denen das Publikum gespannt lauschte, löste Prof. Hensel schließlich auf, dass gar nicht er selbst Schaffer dieses vorgetragenen Textes sei, sondern ebenfalls eine (digitale) Maschine: Der Chatbot ChatGPT, der seit einigen Monaten täglich nicht nur die Kunstwelt und die Kreativwirtschaft mit neuen sogenannten Erfolgsmeldungen in Aufruhr versetzt.

Sein wichtigstes Anliegen war es zwar, zu betonen, dass es gerade das HEED ist, das Maschinenwissen und Kunstwissen zusammenführt, das, mitunter bricolierend, Brücken schlägt zwischen verschiedenen Fakultäten und das aus diesen kreativen Brückenschlägen Innovation entstehen lässt – um so die Vision unserer Hochschule „Führend durch Perspektivenwechsel“ Wirklichkeit werden zu lassen. Die kleine Versuchsanordnung im Rahmen der HEED-Workbench kann als Allegorie jenes Miteinander betrachtet werden.

Doch war es Prof. Hensel abschließend auch wichtig, noch einmal kritisch auf ChatGPT und auf die Verheißungen und Risiken Künstlicher Intelligenz zurückzukommen. Zwar sei der für den Vortrag von ChatGPT verfasste Text deutlich besser als die Mehrzahl derjenigen Menschen, die prinzipiell zu schreiben in der Lage sind und vielleicht genüge besagter Text auch, um eine Prüfung zu bestehen. Doch genüge er nicht, um hehreren Idealen zu entsprechen, denn der geschaffene Text war gespickt mit zahlreichen Falschinformationen über die erwähnten Künstler*innen und deren Tun. Das Experiment zeigte: Auch Künstliche Intelligenzen scheppern und torkeln – nur tun sie dies, in übertragenem Sinne, nicht aus dem Geist einer künstlerisch wertvollen Bricolage, wie es bei den entstandenen Kunst-Maschinen der Fall war, sondern weil sie Mangel verwalten und in ihrer algorithmischen Bescheuklapptheit nicht an die Serendipität des menschlichen Geistes heranzureichen vermögen.

Ob sie dies noch nicht vermögen oder niemals vermögen werden – das wird die Zukunft erweisen. Uns ist es aufgegeben, zu studieren, gemeinsam zu reflektieren und täuschenden Verheißungen nicht blind zu erliegen.

Im Anschluss an den Vortrag wurde neben den Kunst-Maschinen auch das am ersten Tag der Workbench entstandene Kunstwerk verlost, das künftig einen Ehrenplatz bei seinem glücklichen Gewinner zieren darf. Auch am Samstag wurde weiter fleißig gebaut, experimentiert und die Maschinen in der Arena auf Herz, Nieren und künstlerisches Potenzial geprüft, sodass ein weiteres Kunstwerk für die HEED-Räumlichkeiten entstand.

Ein großes Dankeschön geht abschließend an die Projektgruppe des MACD, die das Konzept dieser Workbench entwickelte und umsetzte, sowie an Alexandra Wöhrle zusammen mit Cécile Garcia, Sascha Sprikut, Dominik Wölfle und Alexandra Göhring, für die Tatkraft, das Konzept auf der Werkschau zum Leben zu bringen und zu betreuen.