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Michael Baumgärtner, Finanzvorstand bei EnBW Kraftwerke, über die Herausforderungen der Energiewende

Michael Baumgärtner, Finanzvorstand bei EnBW Kraftwerke, über die Herausforderungen der Energiewende

Die hoch-volatile Situation der Energiewirtschaft bereitet Michael Baumgärtner, Finanzvorstand bei EnBW Kraftwerke, große Sorgen. Die Margen hätten sich innerhalb von 3-4 Jahren halbiert. Gleichzeitig werde aber erwartet, dass große Investitionen getätigt werden – in Pumpspeicherwerke oder moderne Gaskraftwerke. Doch das sei nicht so einfach. Die Energieversorger bräuchten Partner bei den Investitionen und da zähle nur, wie risikoreich bzw. –arm das Projekt ist.

Kraftwerke werden momentan auf 40 Jahre kalkuliert, rechnete der ehemalige Absolvent der Hochschule Pforzheim vor. Doch die Politik ändere sich momentan von Tag zu Tag: neue Entscheidungen, Gesetzesänderungen. Ein Kraftwerk, das nur zu Spitzenzeiten oder in den wind- und sonnenarmen Zeiten eingeschaltet werden kann, rentiere sich schlichtweg nicht. Doch die „Übertragungsnetzbetreiber“ müssten die Versorgungssicherheit gewährleisten und dafür die so genannte Regelenergie beschaffen. Der Preis für Regelenergie sei deutlich gesunken und reiche nicht mehr zur Deckung der Kapitalkosten. Deshalb, so Baumgärtner, setze der derzeitige Energiemarkt keinerlei Anreize für neue Investitionen.

Der Finanzvorstand fordert ein Eingreifen der Politik. Investitionen in die erforderliche Infrastruktur müssten sich für die Betreiber rentieren, sonst werden sie nicht umgesetzt. Auf die Frage, warum man erst so spät auf regenerative Energien gesetzt habe, räumt er ein, dass die EnBW ein Tick zu spät umgestiegen sei. Aber die EnBW habe nicht nur den größten Wasserkraftanteil unter den großen Versorgern in Deutschland, sondern engagiere sich inzwischen auch bei großen Offshore-Windkraft-Parks. „Ich halte den Weg in Richtung erneuerbarer Energien für absolut richtig“, sagte Baumgärtner. Aber mit dem heutigen „Marktdesign“ seien die Ziele der Energiewende nicht erreichbar.