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Fünf Fragen an ...

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Alumni berichten aus ihrem Berufsleben

... Volker Barenthin, Absovent des Bachelor-Sudiengangs Maschinenbau / Produktentwicklung und des Masterstudiengangs Produktentwicklung

Sie arbeiten heute als Spezialist für fluidische Systeme bei der STRATEC SE. Vom Studium in den Beruf, beschreiben Sie uns Ihren Weg.
Für mich zeichnete sich schon während des Studiums ab, dass ich später im Bereich der Medizintechnik arbeiten möchte. Durch meine Berufsausbildung als Werkzeugmechaniker in einem benachbarten Betrieb wusste ich bereits von STRATEC und deren Produkten. Als dann im Jahr 2010 meine Bachelor-Thesis anstand, hatte ich tatsächlich die Möglichkeit diese bei STRATEC zu schreiben. Während meiner Arbeit dort bekam ich umfassende Einblicke in die Technologien und die Komplexität der Systeme. Zudem kam ich in dieser Zeit natürlich auch mit Kollegen und Mitarbeitern ins Gespräch. Die Summe aus einem sehr guten Kollegium und hochinteressanten, immer wieder neuen technischen Herausforderungen ließ mich über die Thesis hinaus bis heute bei STRATEC bleiben.

Wie sieht Ihre typische Arbeitswoche aus?
Aufgrund meiner Position und meiner fachlichen Ausrichtung innerhalb der Entwicklung ist dies tatsächlich recht vielfältig. Im Rahmen meiner Tätigkeit trage ich die Verantwortung für die fluidischen Systeme in unseren Geräten. Da annähernd alle unsere Entwicklungen Gase und Flüssigkeiten prozessieren, gilt es für meine Kollegen und mich, in diesem Bereich annähernd in jedem Projekt vielfältige Aufgaben zu lösen.
Eine ‚typische‘ Arbeitswoche gibt es also in diesem Sinne nicht. Üblicherweise setzt sich die Woche aus klassischer Entwicklungstätigkeit in den Neuprojekten sowie der Unterstützung von Serienprojekten zusammen.
Wir unterstützen die Entwicklungsteams bereits ab der Angebotsphase mit unserer fachspezifischen Expertise. In der späteren Geräteentwicklung beteiligen wir uns vor allem mit der grundsätzlichen Auslegung des fluidischen Systems. Im Detail realisieren wir dann den Fluidtransfer in der Anlage und entwickeln hierzu auch die notwendigen Komponenten.
Zudem betreuen wir die Projektteams der in Serie befindlichen Systeme. Unsere Geräte werden über viele Jahre in einem hochregulierten Markt betrieben. Damit ergeben sich für uns automatisch sehr umfängliche Aufgaben, wenn z.B. kundenseitig oder durch Produktabkündigungen Änderungen notwendig werden.

Wenn Sie an Ihre Studienzeit zurückdenken, was haben Sie an Erfahrungen und Kompetenzen mitgenommen?
Sicherlich das grundsätzliche Hinterfragen, warum Dinge so sind wie sie sind. Tatsächlich trifft man im Berufsleben immer wieder auf klassische Aussagen wie „Haben wir schon immer so gemacht“. Wenngleich dieser Satz seine Berechtigung haben mag, darf man sich dennoch nicht grundsätzlich damit zufriedengeben. Dinge ändern sich über die Zeit, daher kann und darf nicht alles bedenkenlos übernommen und weiterverwendet werden. Unsere Pflicht als Entwickler ist es, innovativ zu sein, sonst kann sich ein Unternehmen nicht dauerhaft am Markt behaupten.
Während des Studiums haben sich in jedem Semester immer wieder Projektarbeiten ergeben. Waren diese zu Beginn vielleicht noch etwas unstrukturiert, so wurden diese im Laufe der Zeit immer feiner aufgelöst, Wichtiges von Unwichtigem getrennt und Informationen deutlich besser aufbereitet. Dies ist auch im Berufsleben eine sehr wichtige Eigenschaft. Zahlen, Daten, Fakten (Prof. Emmerich nannte dies stets „ZDF“) soweit zu selektieren und aufzubereiten, dass Entscheidungen klar getroffen und begründet werden können.
Neben diesen sehr grundsätzlichen Erfahrungen sind es vor allem die fachlichen Kompetenzen, welche sich für mich aus den klassischen Kernfächern wie Fluidmechanik, Thermodynamik, Technische Mechanik, Werkstoffkunde und Produktentwicklung ableiten.

Welchen Ratschlag geben Sie unseren Studierenden für die Karriereplanung?
Grundsätzlich:

  • Leidenschaft für das, was man macht. Letztendlich ist es egal, mit welcher Qualifikation man welcher Arbeit nachgeht. Wichtig ist, dass man Spaß daran hat und einen Sinn darin sieht. Damit ergibt sich ein ‚Feuer‘, aus dem dann die Eigenmotivation und der Anspruch an die Qualität der eigenen Arbeit erwächst.
  • Neugier ist gerade aber nicht nur für Ingenieure wichtig. Um innovativ zu bleiben sollte man stets den Blick über den Tellerrand nicht verlieren. Die menschliche Neugier ist hierbei ein guter Antrieb. Allerdings muss man sie am Leben erhalten, sonst läuft man Gefahr in eine Berufsverdrossenheit abzurutschen und den Anschluß zu verlieren.
  • Geduld mag bei termingetriebener Arbeit nicht unbedingt naheliegen. Dennoch ist es eine überaus wichtige Tugend. „Wenn es schnell gehen soll, mach langsam“ – Die Gefahr für dramatische Fehler steigt, wenn man kopflos nach vorne rennt.

Zudem sollten die Studierenden auch mit sich selbst geduldig sein und nicht den Anspruch haben, binnen kürzester Zeit in höchste Führungsebenen aufzusteigen. Ich denke, man benötigt sehr viel Erfahrung, bevor man in der Lage ist, Menschen fachlich und/ oder disziplinarisch zu führen.

  • Gelassenheit: Im Berufsleben wird man immer wieder auf hitzige Situationen oder Menschen treffen, welche grundsätzlich oder in Streßsituationen überreagieren und mit ihrem Verhalten Unruhe verbreiten. Es zeichnet einen menschlichen Charakter aus, wenn er in solchen Situationen einen kühlen Kopf bewahrt und ruhig und besonnen vorangeht- wenngleich vielleicht das eigene Temperament eine andere Vorgehensweise wünscht.

Liebe Fakultät für Technik, wofür ich Dich schon immer mal loben wollte:
Definiert man das Studium als ‚Schulzeit‘, war es die beste Schulzeit meines Lebens. Während in der Politik gerade diskutiert wird, ob und wann Lehrer mit Laptops ausgestattet werden, war es an der HS schon vor 10 Jahren üblich, dass die Dozenten ihre Vorlesungen über ihr Netbook gehalten haben. Sämtliche studienrelevanten Unterlagen waren online verfügbar, dazu hatten die Studierenden meist ihre Laptops dabei - ein Zustand, den sich die gemeinen Schulen heutzutage wünschen!

Dank den Lerngruppen war es möglich, selbst anspruchsvollste Vorlesungsinhalte aufzubereiten und zu verstehen. Aus vielen Lerngruppen haben sich über das Studium hinaus Freundschaften gebildet.
Ich denke für mich war schon immer die Kombination aus anspruchsvollsten Inhalten und der maximalen Freiheit und Variabilität während des Studiums ein herausragender Punkt.
Blicke ich zurück, denke ich vor allem auch an eine stellenweise schon fast familiäre Atmosphäre in den Kursen. So konnte es sein, dass einem der Professor im Labor einen Kaffee gebracht hat.
Letztendlich ist es vor allem das absolvierte Studium, welches mich an die Stelle (beruflich und privat) gebracht hat, an der ich heute sein darf.
Natürlich oblag der Erfolg des Studiums letztendlich allein mir. Dennoch erfüllt mich die Summe dieser Eindrücke mit tiefer Dankbarkeit für meine Zeit an der HS Pforzheim.