Neuerscheinung: Poetik des Verschwindens
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„In Ruinen lässt sich in den Winkeln und Ritzen verlorener Epochen wandern, lassen sich zukünftige Zeitalter imaginieren.“ In der Neuerscheinung Poetik des Verschwindens entwickelt Prof. Dr. Evelyn Echle eine medienästhetische Perspektive auf das Verhältnis von Raum, Zeit und Erinnerung.
Der Enthusiasmus für Ruinen – einst begründet in der Romantik und bis heute lebendig in der Praxis der Urban Exploration – spiegelt sich in der Faszination für sogenannte Lost Places wider. In der künstlerischen Aneignung solcher Orte zeigt sich eine Ästhetik der Absenz, die auch in den stillgestellten Räumen der Corona-Pandemie virulent wurde. Wenn öffentliche Plätze plötzlich leer, Städte gespenstisch still erscheinen, wird der Raum zum Spiegel einer kollektiven Erfahrung von Vergänglichkeit, Zerstörung und Transformation.
Echle begreift diese Räume als medienästhetische Zeitmaschinen, in denen sich Vergangenheit, Gegenwart und imaginierte Zukunft überlagern. Ihr Essay verknüpft theoretische Reflexion mit künstlerischen Fallbeispielen aus Fotografie und Film. Dabei steht nicht der Zerfall als Verlust im Mittelpunkt, sondern das ästhetische Potenzial des Verschwindens: die Möglichkeit, Leerstellen, Reste und Fragmente als Träger neuer Narrative zu lesen.
Poetik des Verschwindens präsentiert schlaglichtartig medientheoretische Haltungen, künstlerische Interventionen und Reflexionen über Orte, „die nicht ganz bei sich sind“. Orte, die keinen festen Namen haben, an denen aber Abwesenheit und Erinnerung in besonderer Weise erfahrbar werden. Der Essay öffnet einen Raum für das Nachdenken über das Sichtbarwerden des Unsichtbaren, jenseits ökonomischer Verwertbarkeit oder denkmalpflegerischer Norm.
Evelyn Echle: Poetik des Verschwindens. Ruinen, Corona, Lost Places und die Modellierung von Zeit
Neofelis Verlag
Relationen. Essays zur Gegenwart 18
86 Seiten | mit 6 Farb- u. 1 S/W-Abbildungen | 12 €
ISBN 978-3-95808-436-0