Master Minds: Expertise aus der Praxis, die den Unterschied macht
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Sie sind Lehrbeauftragter im Fach Internationale Fabrikplanung im Master-Studiengang Engineering & Management.
Was reizt Sie an der Arbeit mit den Studierenden?
Mein Ziel ist es, dass die Studierenden erkennen, wie Unternehmen ihre unternehmerische Ausgangssituation durch global-lokal "gestreute" Direktinvestitionen bzw. Kooperationen verbessern. Zu beachten sind hierbei landesspezifische Geschäfts- und Genehmigungsprozesse und die durch weltwirtschaftliche Verwerfungen und protektionistische Maßnahmen hervorgerufenen Störungen.
So entstehen komplexe, weltweit zerstreute Wertschöpfungs-, Logistik- und Wissensnetzwerke, deren Beherrschung zu den großen Herausforderungen gehört. Neben dem methodischen/prozessualen Wissen ("can-do"), wie diese Netzwerke aufgebaut werden, ist es wichtig zu erkennen, dass die innere Einstellung und der Wille zur permanenten Verbesserung ("will-do") der Agierenden entscheidend für den Erfolg ist.
Kreativität, strukturierte Problemlösung, empathische Interaktion, kritisches Denken und die Beachtung einer nationalen Rechtskonformität sind die zentralen Voraussetzungen für gute Lösungsansätze. Ich denke, es ist mehr als nur reine Wissensvermittlung bzw. die Weitergabe von Erfahrungen.
Wie sieht eine typische Lehrsituation oder ein Projekt in Ihrer Lehrveranstaltung aus
Die Planung von Fabrikanlagen hat zum Ziel, neue Produkte in bestehenden Fabriken ("brownfield") oder neuen Fabriken ("greenfield") herstellen zu können, ist also Teil einer übergeordneten Produkt- sowie Produktionsprozessplanung. Dieser Gesamtprozess wird in sinnige Teilabschnitte (sogenannte quality gates) mit jeweils verbindlichen Endprodukten unterteilt, um so die vorgegebenen Investitionsziele sicherzustellen. Dies betont die Bedeutung eines "operational excellence" im Rahmen des agilen Projektmanagements.
Die Methoden zur Erreichung der jeweiligen Prozessschritte werden aufgezeigt und anhand konkreter Beispiele der "realen Projektwelt" belegt. Gleichzeitig wird aufgezeigt, wie Störungen im Projektverlauf durch Nachträge von Lieferanten sowie Änderungen gegengesteuert werden kann. Dies erstreckt sich über den gesamten Projektverlauf von der Projektentwicklung, der Projektplanung, der Realisierung bis hin zur Übergabe an die späteren Nutzer*innen und Betreiber*innen der neuen Produktionsstätte.
Wie bringen Sie Ihre Berufserfahrung in Ihre Tätigkeit als Lehrbeauftragter mit ein?
Durch meine langjährige Erfahrung bei der Planung und Realisierung von Fabrikanlagen weltweit in leitender Funktion, kann ich auf umfangreiches und sehr spezielles Wissen zurückgreifen. Damit ist es möglich mit den Studierenden nicht nur die Theorie, sondern auch die dazugehörenden praxisbezogenen Fallstudien zu diskutieren. Also konkrete Fälle aus der Praxis ausführlich zu analysieren, um allgemeingültige Erkenntnisse zu belegen und diese eventuell sogar weiterentwickeln.
Wenn Sie das Studium heute mit ihrem eigenen Studium vergleichen, was hat sich seit Ihrer Zeit als Student verändert?
Ich habe an der damaligen TH Karlsruhe (heute KIT) Wirtschaftsingenieurwesen mit den Schwerpunkten Operations Research und Informatik studiert. Es war reine Wissensvermittlung, "ex cathedra" könnte man sagen, kraft Lehramtes. Keine Interaktion zwischen den Studierenden und der Lehrkraft. Auch hatte zur damaligen Zeit eine Transnationalisierung bzw. Internationalisierung der Unternehmen keine Bedeutung und somit auch keine Beachtung im Lehrangebot der Universität. Dies hat sich wesentlich geändert, denn die Konzerne und die sogenannten "hidden champions" erreichen seit vielen Jahren einen beachtlichen Teil ihres Umsatzes durch ihre Auslandsaktivitäten und sind Grundlage unseres Wohlstandes. Diese Berücksichtigung der Internationalität unserer Wirtschaft spiegelt sich auch seit langem im Lehrangebot der Hochschule Pforzheim wider, was diese auch so attraktiv macht.
Was würden Sie jemandem sagen, der sich für den Studiengang Engineering & Management interessiert?
Der Master-Studiengang Engineering and Management bietet eine Kombination technischer und betriebswirtschaftlicher Themenbereiche und ermöglicht, sich ein umfassendes Bild einer unternehmerischen Aufgabenstellung zu verschaffen. Es fördert analytisches und strukturiertes Denken, um so wirtschaftliche Zusammenhänge intellektuell durchdringen zu können. Gesamtwirtschaftliche Zusammenhänge und Abhängigkeiten lassen erkennen, warum Unternehmen wie handeln. Es vermittelt meines Erachtens den Studierenden Kernkompetenzen für eine Arbeitswelt von morgen (future work).
Dr.-Ing. Dietmar Michel ist Mercedes-Benz Senior Expert sowie freiberuflich im Bereich Agiles Projektmanagement tätig.