La Biosthétique Modepreis vergeben

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Drei Mode-Absolvent*innen werden für Abschlussarbeiten ausgezeichnet

Von links nach rechts: Libera Mayer und Evelyn Mohr von La Biosthétique, mit den Gewinner*innen Simon Bakenecker, Lilian Brade und Henning Sadau, sowie Mode-Professorin Sibylle Klose (Foto: Harald Koch)

Im Rahmen der Werkschau haben wir am 12. Juli den La Biosthétique Modepreis verliehen. Drei Absolvent*innen für ihre herausragenden Abschlussarbeiten ausgezeichnet: Henning Sadau (Prix de Style), Simon Bakenecker (Prix d’Innovation) und Lilian Brade (Prix de Concept Contemporain). Die Preise sind jeweils mit 3.000 Euro dotiert. Ziel der Auszeichnung ist es, engagierten jungen Menschen Sichtbarkeit zu geben und ihren beruflichen Einstieg zu unterstützen.

Seit mehr als 10 Jahren vergibt die Hochschule Pforzheim den La Biosthétique Modepreis, den das Pforzheimer Unternehmen finanziell trägt. Der Preis versteht sich nicht nur als Anerkennung für gestalterische Spitzenleistungen, sondern auch als strategische Förderung junger Talente, die mit ihren Arbeiten den Diskurs über Mode, Gesellschaft und Ästhetik mitprägen.

Prix de Style: Henning Sadau

Henning Sadau erhielt für seine Kollektion trans* den Prix de Style, der gestalterisch besonders prägnante Positionen würdigt. Die Entwürfe dekonstruieren traditionelle Geschlechternormen und sind geprägt von übertriebenen, mehrdeutigen Formen, die bewusst Raum für Ambivalenzen lassen. Mithilfe von Schaumstoff entstehen komplexe Silhouetten, die konventionelle Vorstellungen davon, was Kleidung ist oder sein sollte, in Frage stellen. So entsteht eine Kollektion, die Mode zum performativen Medium werden lässt.

trans* ist eine Abschlussarbeit mit herausragender Stilschärfe, der es gelungen ist, einen visuellen Diskurs von holistischer Aktualität zu kreieren“, heißt es in der Begründung der Jury. Besonders lobte sie die hohe Stilqualität und ästhetische Kohärenz auf allen Gestaltungsebenen sowie das herausragende Gefühl für Proportionen: „Henning Sadau hat mit seiner Arbeit binäre Codierungen aufgelöst und neue, non-binäre Proportionen in der Mode geschaffen.“

Prix d’Innovation: Simon Bakenecker

Mit dem Prix d’Innovation hat die Jury Simon Bakenecker und seine Arbeit chum ausgezeichnet. Kleidung, Film und künstlerische Dokumentation werden darin kombiniert, um Euphorie, Paranoia und Befreiung darzustellen – eine traumartige Reise durch das Unbewusste. Die Looks übersetzen psychologische Konflikte in Material, Form und Styling. Die filmischen Szenen verstärken dies durch Settings, Kameratechniken und symbolische Objekte, die das Innere nach außen kehren. Begleitende Booklets dienen als haptische, visuelle Erweiterung, die den Designprozess und die Ästhetik dieser Zustände auf einer zusätzlichen Ebene dokumentieren.

Die Jury sieht in chum eine konzeptionell zukunftsweisende Arbeit: „Simon Bakenecker lässt Mode zu einem erzählenden Medium werden, allerdings nicht mehr als Protagonistin, sondern als integrativer Teil des Geschehens. Auf zwei Bildebenen – im digitalen Film und im haptischen Booklet – fusioniert Mode mit Storytelling und tritt als emotionales, visuelles Accessoire in Erscheinung.“

Prix de Concept Contemporain: Lilian Brade

Für The Feminine Urge erhält Lilian Brade den Prix de Concept Contemporain, der Abschlussarbeiten auszeichnet, die sich mit zeitgenössischen Diskursen auseinandersetzen. Ihre Kollektion und der zugehörige Film positionieren sich als vestimentärer Widerstand gegen patriarchale Darstellungen von Weiblichkeit. Im Zentrum steht das „monströs Weibliche“ als Gegenbild zur passiven, begehrten oder geretteten Frau. Inspiriert vom Horrorgenre und psychoanalytischen Archetypen entstehen selbstermächtigte Antagonistinnen. Brade überführt ikonische Kleidungsstücke wie Nonnenkutte, Hochzeitskleid oder Dessous in eine ästhetische Sprache aus offenen Nähten, tropfenden Oberflächen und organischer Verfremdung.

Die Jury lobte die außerordentliche Klarheit des Konzepts auf allen Ebenen – vom theoretischen Fundament und der Bildsprache bis hin zur Materialauswahl: „Lilian Brade hat mit The Feminine Urge eine Kollektion geschaffen, die in ihrer Eigenwilligkeit provoziert und durch ihre konzeptionelle Schärfe beeindruckt. Sie wusste genau, was sie tut und hat dafür eine kraftvolle visuelle Sprache gefunden.“

Preisverleihung im Rahmen der Werkschau

Die Entscheidung traf eine internationale Jury bestehend aus:

  • Adrian Gerard Cooke (Amsterdam) – KI-Designer und Creative Software Developer for Innovation
  • Sonja Eismann (Berlin) – Journalistin und Autorin, Mitgründerin der Magazine Nylon Germany und Missy Magazine
  • Gabriella Fenwick (Paris) – Senior Designerin Womenswear bei Flou, zuvor u.a. tätig für Marine Serre, Chloé, Céline
  • Anneloes Ouwehand (Amsterdam) – Mode-Designerin, Trend Research und Illustratorin
  • Jaro Kim Schöllkopf (Metzingen) – Senior Designer Menswear bei Hugo Boss und Boss Orange
  • Hannah Wild (Berlin) – Designerin und Art Directorin

Bei der feierlichen Matinée am Samstagmorgen an der Fakultät für Gestaltung gab die Jury die Gewinner*innen bekannt und lobte die große Bandbreite und hohe Qualität der nominierten Arbeiten. Sie zeigte sich besonders beeindruckt von den kritischen Gedanken und theoretischen Referenzen, die in den Abschlussarbeiten erkennbar waren.

Wie entscheidend gezielte Anerkennung und Ermutigung für den Weg junger Kreativer ist, betonte Libera Mayer, PR-Referentin bei La Biosthétique, in ihrer Ansprache: „Der Modepreis soll nicht nur Anerkennung sein, sondern auch Rückenwind – finanziell, aber vor allem wertschätzend. Die drei Hauptpreise à 3.000 Euro sind ein Zeichen unseres Vertrauens in Ihr Talent.“

Partnerschaft mit Perspektive

Die Kooperation zwischen der Fakultät für Gestaltung und La Biosthétique ist weit mehr als eine jährliche Preisvergabe. Seit über zehn Jahren engagiert sich das Unternehmen für die Förderung kreativer Nachwuchstalente. Auch die jährlichen Aktivitäten des Studiengangs Mode während der Berlin Fashion Week unterstützt das Unternehmen – ein Pforzheimer Schulterschluss, der kreative Innovation und Handwerk zusammenführt.

Für Jean-Marc Weiser, Geschäftsführer von La Biosthétique, ist die langjährige Zusammenarbeit mit der Hochschule mehr als eine Kooperation. Sie ist Teil einer gezielten Nachwuchsförderung: „Die Förderung junger Talente – ob kreative Köpfe im Salon oder engagierte Studierende im Design – ist für uns eine echte Herzensangelegenheit. Denn sie verbindet unsere Werte mit der Zukunft einer Branche, die von Ideenreichtum, Stilbewusstsein und Leidenschaft lebt. Der Modepreis zeigt eindrucksvoll, welches kreative Potenzial in der Region steckt und wir freuen uns, dieses aktiv zu unterstützen.“