„KI-Sweetspot für Unternehmen“ – Erfolgreiche Vernetzung von Wissenschaft und Wirtschaft in Pforzheim
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(v.l.) Matthias Dietel, Alexander Bloß, Prof. Dr.-Ing. Ingolf Müller, Philipp Bauknecht, Gerhard Janes (Foto: HS PF/Tobias Schütz)
Am 16. Oktober 2025 fand im Zentrum für Präzisionstechnik (ZPT) Pforzheim die Afterwork-Veranstaltung „Industrie trifft Hochschule“ statt, die Studierende, Unternehmen und Forschungseinrichtungen zusammenbrachte, um den Austausch zwischen akademischer und industrieller Praxis zu fördern. Die Veranstaltungsreihe der Wirtschaft und Stadtmarketing Pforzheim (WSP) und der Hochschule Pforzheim hat sich als Plattform etabliert, um innovative Ideen zu diskutieren, Kooperationen anzubahnen und Studierenden wertvolle Einblicke in aktuelle Themen der Industrie zu geben.
Über 50 Teilnehmende aus Wirtschaft und Hochschule nutzten die Gelegenheit, sich über Chancen, Herausforderungen und Erfolgsfaktoren beim Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) auszutauschen. Mit dem diesjährigen Thema „KI-Sweetspot für Unternehmen – Erfolgreiche Auswahl und Beispiele“ zeigte die Veranstaltungsreihe eindrucksvoll, wie groß das Interesse an KI in der Region Nordschwarzwald ist – und wie eng Wissenschaft und Wirtschaft bereits bei der Entwicklung praxisnaher Lösungen zusammenarbeiten.
Matthias Dietel, Beirat im Transformationsnetzwerk Nordschwarzwald, übernahm kurzfristig und mit großem Engagement sowohl die Moderation als auch den Vortrag von Prof. Dr. Bernhard Kölmel. Er gab einen kompakten Überblick über globale Entwicklungen und Erfolgsfaktoren im Bereich der Künstlichen Intelligenz. Weltweit steigen die Investitionen rasant – 2024 beliefen sie sich auf rund 180 Milliarden US-Dollar, bis 2030 könnten es über 1,8 Billionen US-Dollar sein. KI trägt bereits bis zu 14 Prozent zum globalen BIP bei und verändert Geschäftsmodelle und Arbeitswelt grundlegend. Dennoch scheitern laut Dietel über 80 Prozent der KI-Projekte, meist aufgrund von Datenproblemen, fehlender Strategie oder mangelnder Governance. Im Zentrum des Vortrags stand das „AI Sweetspot“-Modell, das den Erfolg von KI-Projekten im Zusammenspiel von Nutzerbedarf, technischer Machbarkeit und wirtschaftlicher Tragfähigkeit beschreibt. „Der Sweetspot der Künstlichen Intelligenz liegt dort, wo Unternehmen Technologie strategisch einsetzen, um echten Mehrwert für Menschen und Prozesse zu schaffen“, fasste Matthias Dietel zusammen.
Philipp Bauknecht, Geschäftsführer Medialesson GmbH und Microsoft Most Valuable Professional, gewährte in seinem Vortrag faszinierende Einblicke in die technische Infrastruktur moderner KI-Systeme. Er zeigte, wie Cloud-Computing, Hochleistungsrechenzentren und neue Architekturansätze die Grundlage für aktuelle Anwendungen bilden – von Sprachmodellen bis hin zu autonomen Agentensystemen (Agentic AI). Anhand aktueller Beispiele erläuterte Philipp Bauknecht, wie KI-Prozesse skaliert und in Unternehmensprozesse integriert werden können. Besonders hob er hervor, dass KI-Modelle heute nicht nur Daten auswerten, sondern zunehmend eigenständig planen und handeln können. „Wir stehen an einem Wendepunkt – die KI wird zum aktiven Partner in der Wertschöpfung, nicht mehr nur zum Werkzeug“, so Philipp Bauknecht.
Der letzte Vortrag des Abends kam von Alexander Bloß, Leiter des attempto Lab der attempto GmbH & Co. KG. Unter dem Titel „Technologieauswahl in der Praxis“ zeigte er, dass der Schlüssel zum Erfolg von KI-Projekten nicht im neuesten Technologie-Hype liegt, sondern im strategischen Fokus auf reale Geschäftsprobleme. Alexander Bloß betonte, dass Unternehmen einen grundlegenden Wandel im Denken vollziehen müssen: Während klassische Software wie ein Bauwerk nach Plan entsteht, ähneln KI-Systeme einem Garten – sie müssen kontinuierlich gepflegt, angepasst und mit neuen Daten versorgt werden, um langfristig Wert zu schaffen. „Ein KI-Projekt ist niemals ‚fertig‘. Erfolgreich ist, wer einen lernenden Prozess etabliert, bei dem der geschaffene Geschäftswert wichtiger ist als technische Perfektion“, erklärte Alexander Bloß. Als Fazit verdeutlichte er: Ohne klar definierte Ziele und die aktive Mitnahme der Mitarbeitenden bleibe der Erfolg aus. „Die Kunst der Technologieauswahl liegt nicht darin, jedem Tech-Hype zu folgen, sondern den Fokus konsequent auf die Lösung eines realen Geschäftsproblems zu legen. Eine der wichtigsten Erfolgsfaktoren ist, die Akzeptanz bei den Nutzern durch gutes Change-Management zu sichern.“
Die Veranstaltung „Industrie trifft Hochschule“ hat einmal mehr gezeigt, wie wichtig der Austausch zwischen Wissenschaft und Industrie ist. Sie bot wertvolle Informationen und Einblicke und ermöglichte es insbesondere Studierenden, wertvolle Kontakte für ihre berufliche Zukunft zu knüpfen. In einer Zeit, in der die Anforderungen an Fachkräfte stetig steigen, ist der Dialog zwischen Industrie und Hochschule unerlässlich, um die nächste Generation von Innovatoren und Führungskräften optimal auf die Herausforderungen der Zukunft vorzubereiten.
Die Hochschule Pforzheim plant bereits die nächste Veranstaltung dieser Reihe. Unter dem Titel „Hybride Künstliche Intelligenz: Von der Forschung in die Praxis“ wird am 4. Dezember 2025 erneut der Dialog zwischen Hochschule, Wirtschaft und Studierenden fortgesetzt.








