Hellena Hueck ist neue Stipendiatin von PF Revisited Berlin

News

Förderprogramm feiert 15-jähriges Jubiläum

Mit einem besonderen Abend im EMMA Kreativzentrum in Pforzheim feierte das PF Revisited Berlin-Stipendium am 4. Juni 2025 sein 15-jähriges Bestehen. Im Rahmen der Veranstaltung wurde die diesjährige Preisträgerin Hellena Hueck vorgestellt und offiziell ins Stipendiumsjahr 2025 verabschiedet. Die Übergabe erfolgte symbolisch durch die Stipendiatin 2024, Lingjie Wang, die sich aus Shanghai digital zuschaltete. Das Stipendium wird von der Hochschule Pforzheim, dem Deutschen Technikmuseum Berlin und der Firma C. HAFNER vergeben und ist Teil des Projekts „Manufakturelle Schmuckgestaltung“ der Stiftung Deutsches Technikmuseum Berlin. Es hat zum Ziel, traditionelle Schmucktechniken zu erhalten und zeitgenössisch weiterzuentwickeln.

Von Pforzheim nach Berlin: die Stipendiatin 2025

Hellena Hueck ist freiberufliche Schmuckgestalterin und lebt in Berlin. Die ausgebildete Goldschmiedin studierte zunächst an der Hochschule Pforzheim (B.A. in Schmuck und Objekte der Alltagskultur, 2017) und schloss 2020 mit einem Master in Jewellery and Metal am Royal College of Art in London ab. Ihre Arbeiten wurden international gezeigt, u.a. in Großbritannien, Deutschland und Österreich. In ihrem Berliner Studio verbindet sie handwerkliche Präzision mit erzählerischer Tiefe und Humor.

Die Jury zeigte sich besonders beeindruckt von der gestalterischen Herangehensweise der Preisträgerin: „Hellena Hueck kombiniert Formen, Materialien und Techniken mit einer Lebensfreue, die sich in der Formensprache wie auch der Tragweise wiederfindet. Besonders spannend ist der spielerische Umgang mit Techniken, der in Huecks Arbeit erkennbar wird.“

In ihrem geplanten Projekt entwickelt Hueck tragbare, abstrahierte Fantasy-Schmuckschatullen, inspiriert von Ursula K. Le Guins Essay „The Carrier Bag Theory of Fiction“. Diese Objekte sollen Geschichten transportieren, gespickt mit Geheimnotizen, Insektenmotiven und einer Prise Humor. Damit möchte sie die Geschichte traditioneller Schmuckschatullen ebenso wie unkonventionelle Methoden untersuchen, Dinge aufzubewahren. „Ich freue mich sehr darauf, mit einer Kombination aus digitalen und traditionellen Techniken zu arbeiten und dabei meine Recherchen rund um das Thema Schmuckschatulle einfließen zu lassen. Mein Ziel ist es, kecke und alternative Arbeiten zu schaffen, die einen non-hierarchischen Dialog zwischen Schmuck, Objekt und persönlichen Anekdoten eröffnen“, erklärt Hueck.

Ein Stipendium für Innovation im Handwerk

Das PF Revisited Berlin-Stipendium richtet sich an Alumni der Schmuckstudiengänge der Hochschule Pforzheim sowie an ehemalige Designers in Residence des EMMA Kreativzentrums. Zum 15-jährigen Jubiläum konnten sich ebenfalls Alumni der Partnerhochschule Konstfack Stockholm bewerben. „Mit der Konstfack verbindet uns ein ähnlicher Zugang zur materialbasierten Gestaltung und zum experimentellen Umgang mit Techniken“, erklärt Christine Lüdeke, Professorin im Fachbereich Schmuck.

Ziel von PF Revisited Berlin ist es, das gestalterische Potenzial traditioneller Schmuckverfahren wie Guillochieren, Emaillieren oder Hohlprägen mit zeitgenössischen Prozessen zu verbinden und weiterzugeben. Auch digitale Verfahren wie der 3D-Druck in Edelmetall werden dabei integriert. 2015 nahm die Deutsche UNESCO-Kommission es als Beispiel Guter Praxis auf die bundesweite Liste des Immateriellen Kulturerbes in Deutschland auf.

Die Auswahl der Stipendiatin erfolgte durch eine fachkundige Jury bestehend aus Cornelie Holzach (ehem. Leiterin Schmuckmuseum Pforzheim), Ingrid Römmich-Werner (ehem. Projektleiterin PF Revisited), Lukas Grewenig (Head of Design & Development, egf Pforzheim), Andrea Grimm (Deutsches Technikmuseum Berlin) und Johanna Galefske (ehemalige Stipendiatin).

Als Stipendiatin wird Hueck vier Monate lang in der Abteilung Schmuckproduktion des Deutschen Technikmuseums Berlin arbeiten mit Zugang zu den historischen Maschinen und Techniken vor Ort sowie fachlicher Begleitung durch das Museumsteam. Das Stipendium beinhaltet außerdem einen vorbereitenden CAD- und 3D-Druck-Workshop in Pforzheim, begleitet von Expert*innen der Hochschule Pforzheim und C. HAFNER. Finanziell umfasst die Förderung eine monatliche Unterstützung von 750 Euro, einen Edelmetall-Gutschein über 500 Euro von C. HAFNER sowie einen Unterkunftszuschuss durch das Technikmuseum.

Eine besondere Veranstaltung zum Jubiläum

Bei der feierlichen Veranstaltung präsentierte Lingjie Wang, Stipendiatin des Jahres 2024, ihre Arbeiten – live zugeschaltet aus Shanghai, wo sie derzeit lebt und arbeitet. Ihre Schmuckstücke waren vor Ort ausgestellt und konnten von den Gästen betrachtet werden. Wang hatte sich während ihres viermonatigen Aufenthalts im Deutschen Technikmuseum intensiv mit Prägen, Sandguss und dem 3D-Druck in Edelmetall auseinandergesetzt. Wang berichtete von ihrer Zeit im Technikmuseum und den Arbeiten, die dort entstanden sind.

In einem Grußwort stellt Birgitta Hafner (C. HAFNER) das Stipendium vor. Andrea Grimm begründete die Wahl der Jury und würdigte das Engagement aller Beteiligten sowie die Qualität der Bewerbungen. Moderiert hat den Abend Christine Lüdeke von der Hochschule Pforzheim. Ein Höhepunkt war die Anwesenheit dreier „Old Masters“ – Walter Grässle, Werner Wochele und Klaus Deuchler –, deren Erfahrungsschatz wesentlich zum Fortbestehen der traditionellen Techniken beiträgt.