Double Degree an der Universidad ESAN, Peru - Ein Erfahrungsbericht

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Vor dem Aufenthalt 

Der Bewerbungsprozess verlief sowohl seitens der ESAN als auch der Hochschule Pforzheim reibungslos und unkompliziert. Eingeleitet wurde der Ablauf durch eine E-Mail an Prof. Bremser. Nach der offiziellen Anmeldung erhielt ich eine E-Mail mit dem Zugang zur Outgoing-Plattform Mobility Online. Dort wurde ich aufgefordert, verschiedene Dokumente hochzuladen, die für die Vorbereitung des Auslandssemesters erforderlich waren. Dazu gehörten unter anderem das Learning Agreement, persönliche Daten, Kontaktdaten sowie weitere administrative Unterlagen. 

Außerdem habe ich das Baden-Württemberg-STIPENDIUM erhalten. Dafür musste ich zunächst einige Dokumente im Online-Portal hochladen. Nach Ende der Stipendien-laufzeit war es erforderlich, innerhalb eines Monats einen kurzen Erfahrungsbericht (max. 5 Seiten) im Portal einzureichen. 

 

Visum 

Nach der offiziellen Bewerbung und Annahme beginnt der Prozess zur Beantragung des Visums. Dieser wird durch eine E-Mail von der ESAN eingeleitet. In dieser E-Mail wird man gebeten, verschiedene Unterlagen – z. B. eine Ausweiskopie – an die zuständige Ansprechperson zu senden. Diese leitet die Unterlagen an das Auslandsamt in Peru weiter, wo der Antrag bearbeitet wird. 

Die Bearbeitung dauerte etwa vier bis fünf Wochen. Nach Abschluss des Verfahrens erhält man erneut eine E-Mail mit einem Abholcode, der signalisiert, dass das Visum fertiggestellt wurde und abgeholt werden kann. Dafür kontaktiert man ein peruanisches Konsulat in Deutschland, beispielsweise in München oder Frankfurt, und vereinbart einen Termin. Beim Termin muss der Reisepass mitgebracht und abgegeben werden, damit das Visum eingetragen werden kann. Nach einer kurzen Wartezeit von etwa 30 Minuten ist der Pass mit Visum wieder abholbereit. Vor Ort fällt eine Gebühr von etwa 15 € an. Der gesamte Ablauf verlief reibungslos. Wichtig ist jedoch zu beachten, dass die Bearbeitung aller Visa eines Jahres erst ab dem 01.01.2024 beginnt. Das führte dazu, dass ich mein Visum erst vier Tage vor meinem Abflug abholen konnte – was zeitlich recht knapp war. 

Für den Aufenthalt in Peru ist der Abschluss einer Auslandskrankenversicherung verpflichtend. Es gibt verschiedene Anbieter, die entsprechende Tarife für Studierende im Ausland anbieten. 

Die ESAN hat in einer Informations-Mail eine Liste mit Unterkünften zur Verfügung gestellt. Meine erste Unterkunft habe ich jedoch auf Empfehlung eines Freundes gefunden und mich daraufhin dafür entschieden. Die von der ESAN zugeteilten Buddys helfen einem auch bei der Suche nach einer Unterkunft. 

Die zweite Unterkunft habe ich schließlich über Freunde kennengelernt, die ich im ersten Semester kennenlernte. Allgemein sind persönliche Kontakte vor Ort sehr hilfreich. Im ersten Semester wohnte ich in einem Zimmer mit eigenem Bad und geteilter Küche, nur etwa 5 Gehminuten von der ESAN entfernt. Das Zimmer verfügte über einen kleinen eigenen Kühlschrank sowie einen separaten Eingang. Im Garten des Hauses gab es auch einen Pool, der mitgenutzt werden konnte. 

Nur wenige Minuten zu Fuß entfernt befanden sich kleine Läden, und der nächste größere Supermarkt war etwa 15 Minuten entfernt. Im Haus arbeiteten zwei Hausangestellte, die auf Wunsch einmal pro Woche das Zimmer reinigten und die Bettwäsche wechselten. Zudem konnte man für ein paar Soles ein frisch zubereitetes Mittagsmenü kaufen. Ein einfaches Frühstück (Brot, Aufstriche, Saft & Kaffee) war im Mietpreis enthalten. Auch wenn das Zimmer und die Ausstattung angenehm waren, habe ich mich zum zweiten Semester für einen Umzug entschieden, da mir der soziale Anschluss fehlte. Im zweiten Semester wohnte ich in einem anderen Haus, etwa 15 Minuten zu Fuß von der ESAN entfernt, in einem Zimmer mit geteiltem Bad. Die Unterkunft lag näher an großen Supermärkten, was den Alltag deutlich erleichterte. Die Straße war durch ein Tor mit Security (24/7) abgesichert, das nur von Wachpersonal geöffnet werden konnte. Das Haus gehörte einem älteren, sehr herzlichen Ehepaar, deren Kinder bereits ausgezogen waren. Wir entwickelten ein enges, familiäres Verhältnis, aßen oft gemeinsam und ich durfte sogar einige peruanische Familienrezepte kennenlernen und mitkochen. Besonders gefallen hat mir das große, bequeme Bett sowie die vorhandene Waschmaschine, das Bügeleisen und -brett, da ich im ersten Semester meine Wäsche noch in die Wäscherei bringen musste. 

Für Austauschstudierende gibt es in Lima auch sogenannte Erasmus-Studentenhäuser in Miraflores und La Molina. Diese bieten Platz für etwa 20 Studierende pro Haus, mit Zimmern, die entweder ein eigenes oder geteiltes Bad haben. Die Atmosphäre dort ist sehr international, es finden regelmäßig Partys oder Pre-Drinks statt. Wer viel Wert auf soziale Kontakte und Vernetzung legt, ist in diesen Häusern bestens aufgehoben. 

 

Buddy Programm der ESAN 

An der ESAN wird ein aktives Buddy-Programm gelebt. Jeder Austauschstudierende bekommt einen lokalen Studierenden zugeteilt, der bei Fragen und organisatorischen Dingen unterstützt, sei es bei Themen wie Unterkunft, Reisen, Kurswahl oder Uni-Abläufen. Darüber hinaus bietet das Programm auch die Möglichkeit, sich vor Ort zu treffen und gemeinsam etwas zu unternehmen, je nachdem, wie viel man selbst möchte. 

Im Vorfeld habe ich eine E-Mail von Lorena, der Ansprechpartnerin für Austauschstudierende an der ESAN, erhalten. Darin war ein Fragebogen, den ich mit meinen Interessen und persönlichen Daten ausgefüllt und zurückgeschickt habe, was die Grundlage für den Kontakt mit meinem zukünftigen Buddy war. Ich habe das Programm als sehr hilfreich und wertvoll empfunden. Mein Buddy hat mich nicht nur bei vielen organisatorischen Fragen unterstützt, sondern wir haben auch eine enge Freundschaft aufgebaut, die über das Studium hinaus Bestand hat. 

 

Doppel Diplom Administración y Marketing 

Im ersten Semester wurden vier von fünf Kursen auf Spanisch unterrichtet, im zweiten Semester waren es drei von sechs. Pro Semester steht jeweils ein Wahlfach auf Eng-lisch zur Auswahl. Dabei kann man zwischen den Kursen Entrepreneurship, Supply Chain Management und Intercultural Management wählen. Ziel ist es, dass man am Ende des Double Degrees zwei dieser drei Fächer belegt hat. 

Ein wichtiger Punkt für Studierende der Hochschule Pforzheim ist, dass im Rahmen des Double-Degree-Programms an der ESAN kein verpflichtendes Ethik-Fach abgedeckt wird. Dieses ist jedoch fester Bestandteil des Curriculums in Pforzheim. Daher muss es entweder vor dem Auslandsaufenthalt oder im Anschluss in Pforzheim belegt werden. Alternativ besteht die Möglichkeit, ein zusätzliches Fach an der ESAN zu wählen, so wie ich es gemacht habe (Ética y Deontología Psicológica). Deshalb habe ich im ersten Semester fünf Kurse und im zweiten Semester sechs Kurse (anstatt fünf) belegt: 

  • Comunicaciónes de Marketing
  • Derecho Empresarial
  • Entrepreneurship
  • Formulación y Evaluación de Proyectos
  • Gestión de Capital Humano
  • Branding
  • E-Marketing
  • Supply Chain Management
  • Marketing Industrial y Sectorial
  • Estrategias de Marketing Relacional
  • Ética y Deontología Psicológica

 

Während des Aufenthaltes 

Etwa eine bis zwei Wochen vor Vorlesungsstart findet ein Orientierungstag an der ESAN statt. Hier treffen sich alle Austauschstudierenden, ihre Buddys sowie Vertreter:innen der Universität. Man erhält einen Rundgang über den Campus (inkl. Aulas, Cafeterias, Sportanlagen etc.) sowie wichtige Informationen rund um die Uni, das Leben in Lima und den Studienalltag, zum Beispiel zu Sicherheit, Spanischkursen oder Freizeitmöglichkeiten. 

Außerdem wurden kleine Willkommenspakete mit nützlichem Uni-Merch (z. B. Stifte, Block, Marker) verteilt. Auch für Verpflegung war gesorgt: Im 1. Semester gab es Snacks, im 2. Semester sogar ein 3-Gänge-Mittagessen. Nach dem offiziellen Teil gingen wir gemeinsam mit unseren Buddys in ein Chifa-Restaurant (peruanisch-chinesi-sche Küche). 

 

Universidad ESAN 

Der Campus ist modern, gepflegt und weitläufig. Zutritt erhält man nur mit dem physischen oder digitalen Studierendenausweis über eine Sicherheitskontrolle. Besonders schön ist die Aussicht auf die umliegenden Berge sowie der Springbrunnen im Zentrum des Campus, an dem man regelmäßig Kolibris beobachten kann. 

Die Hochschule verfügt über zwei Mensen, in denen man sich mittags ein Menü bestehend aus Vorspeise, Hauptgericht, Nachspeise und Getränk kaufen kann. Ich habe dort sehr häufig gegessen, da das Essen sättigend, abwechslungsreich und wirklich lecker war. Falls das Tagesmenü einmal bereits vergriffen war oder einen persönlich nicht angesprochen hat, besteht die Möglichkeit, à la carte zu bestellen. Zusätzlich gibt es auf dem Campus einen kleinen Imbisswagen der peruanischen Fast-Food-Kette „Bembos“, die vergleichbar ist mit Burger King oder McDonald’s. Darüber hinaus befinden sich auf dem Gelände mehrere Cafeterias, darunter auch eine auf der großen Dachterrasse, die mit vielen Sitzgelegenheiten zum Verweilen einlädt. Weitere Einrichtungen sind eine große Bibliothek, buchbare Gruppenräume, ein separates Gebäude mit Sport- und Veranstaltungsräumen inklusive einer „Cancha“ (Spielfeld) und viele kleinere Verwaltungsgebäude.

Da ich in der Nähe der Universität gewohnt habe, konnte ich die ESAN bequem in 5-15 Minuten zu Fuß erreichen. Alternativ ist der Campus auch gut mit dem Bus oder per Taxi/Uber erreichbar. In der Nähe der Uni befindet sich eine Bushaltestelle nur etwa 3 Gehminuten entfernt. Auch wenn es keinen offiziellen Fahrplan gibt, fahren die Busse sehr regelmäßig. Viele meiner Kommiliton:innen, die in Miraflores oder Barranco wohnten, haben sich häufig Fahrgemeinschaften über Uber organisiert, was eine praktische und kostengünstige Lösung war.  

 

Studentisches Leben & „Talleres“ 

ESAN bietet eine Vielzahl an außeruniversitären Aktivitäten – sogenannte „Talleres“, die mit AGs vergleichbar sind. Diese Kurse finden meist zweimal pro Woche statt und reichen von Sport und Tanz bis zu Musik oder Kunst. Die Teilnahme ist sehr beliebt, weshalb eine rechtzeitige Anmeldung notwendig ist. Die Angebote werden per E-Mail verschickt. 

Nach den Zwischenprüfungen findet an der ESAN die „Semana Universitaria“ statt, eine Wettbewerbswoche, in der die vier Fakultäten in unterschiedlichen Disziplinen gegeneinander antreten. Dazu gehören unter anderem Sportarten wie Fußball, Volleyball und Basketball, aber auch Tanz (traditionell & modern), Schauspiel (Improvisation) und Musik (Gesang, Bands). Das große Finale ist der „Baileton“, bei dem jede Fakultät zehn Tanzpaare stellt, die in mehreren Runden gegeneinander bei verschiedenen Tanzstilen antreten, bis am Ende ein Gewinnerpaar feststeht. Ich selbst habe bei der Kategorie „Traditioneller Tanz“ mitgemacht. Unser aufgeführter Tanz stammte aus den Bergen Ayacuchos, entsprechend trugen wir traditionelle Trachten. Die Stimmung während dieser Woche war sowohl unter den Studierenden als auch bei den Lehrenden einmalig und sehr herzlich. 

 

Vorlesungen & Studienstruktur 

An der ESAN besteht Anwesenheitspflicht – man darf maximal 20% pro Kurs fehlen, was etwa drei Fehlterminen entspricht. Die Vorlesungen bestehen meist aus Doppelstunden (1 Stunde 50 Minuten), es gibt aber auch Einzeltermine mit 3 Stunden, die einmal pro Woche stattfinden. Der früheste Kurs beginnt um 08:00 Uhr und der späteste geht bis 22:00 Uhr. Im ersten Semester hatte ich jeden Tag Vorlesungen (auch samstags), und im zweiten Semester hatte ich freitags frei. Da man im Double-Degree-Programm die Kurse nicht frei wählen kann, lässt sich der Stundenplan nicht individuell anpassen und wenn man Glück hat, hat man samstags keinen Unterricht. 

ESAN stellt eine eigene App zur Verfügung, über die man den Stundenplan einsehen, die Anwesenheit und Noten pro Kurs sehen und den digitalen Studierendenausweis nutzen kann. Es besteht kein strikter Dresscode. In den Klassenräumen ist es jedoch immer eine Klimaanlage angeschaltet, weshalb es drinnen kalt sein kann und man etwas Langes zum Drüberziehen dabeihaben sollte. 

In den Vorlesungen wird viel in Kleingruppen gearbeitet. Regelmäßig gibt es Aufgaben, die am Ende der Stunde präsentiert werden. Der Fokus liegt stark auf praktischem Arbeiten, nicht nur auf Theorie. Die Dozent:innen sind sehr hilfsbereit und offen für Fragen. Deswegen konnte in beiden Semestern enge Kontakte zu einigen Professoren aufbauen. 

 

Studentenleben in Lima 

Im ersten Semester waren an der ESAN insgesamt 34 Austauschstudierende eingeschrieben, im zweiten Semester stieg die Zahl auf 53. Die meisten kamen aus Frankreich, Deutschland und den Niederlanden, aber auch Studierende aus Finnland, Spanien, Portugal und Russland waren vertreten. 

Wie bereits erwähnt, konnte man über das Buddy-Programm schnell Kontakte knüpfen. Darüber hinaus bot die ESAN auch gemeinsame Aktivitäten und Ausflüge speziell für Austauschstudierende an, zum Beispiel einen organisierten Trip nach Huacachina und Paracas oder verschiedene Partys. 

Erasmus Peru – Community & Aktivitäten 

Eine weitere wichtige Anlaufstelle für das Studentenleben in Lima ist die Organisation „Erasmus Peru“. Diese organisiert wöchentliche Events und Clubabende mit kostenlosem Eintritt, Reisen, z. B. den Integrationstrip zu Beginn des Semesters nach Huacachina & Paracas oder einen Trip in den Dschungel oder in die Berge, und auch regelmäßige BBQs. Dieses BBQ findet einmal im Monat im „La Casona“ im Stadtteil La Victoria statt. Für ca. 10 € Eintritt erhält man Essen und Getränke. Diese Events sind sehr beliebt und gut besucht. Alle Aktivitäten und Infos werden in einer aktiven WhatsApp-Gruppe geteilt, in der man auch über externe Events auf dem Laufenden bleibt. 

Feiern & Ausgehen in Lima 

Lima bietet ein sehr abwechslungsreiches Nachtleben mit Rooftop-Bars, Karaoke-Bars, Clubs mit Live-Musik, sowie zahlreiche lokale und internationale Partylocations. Es gibt mehrmals pro Woche Events, nicht nur am Wochenende, sondern auch unter der Woche. So habe ich schnell Anschluss gefunden und ständig Möglichkeiten gehabt, neue Leute kennenzulernen. 

Vernetzung mit anderen Universitäten 

Erasmus Peru vernetzt nicht nur Studierende der ESAN, sondern auch Austauschstudierende anderer Unis in Lima – z. B. von der Universidad del Pacífico. Dadurch entsteht eine breite internationale Community, die das Leben und Studieren in Lima besonders lebendig macht.

 

Lima & Unternehmungen 

Lima ist mit rund 12 Millionen Einwohner:innen (Stand 2022) eine riesige und äußerst vielfältige Metropole. Die Stadt ist in 30 Distrikte innerhalb der Kernstadt unterteilt, von denen jeder seinen eigenen Charakter besitzt. Die meisten Austauschstudierenden wohnen in den touristischen und sichereren Vierteln Miraflores und Barranco, die nahe der Küste liegen. Die ESAN befindet sich hingegen im Distrikt Surco, sodass der Weg zur Uni je nach Verkehrslage etwas Zeit in Anspruch nimmt. Die Strecke ist aber gut machbar, insbesondere mit Taxi-Apps, die unter Studierenden am beliebtesten sind. Die ESAN kooperiert teilweise mit diesen Anbietern, wodurch man als Studierender Vergünstigungen erhält. Von der Nutzung herkömmlicher Straßen-Taxis wird abgeraten, da diese nicht offiziell registriert oder überprüft sind und als unsicherer gelten.

Sehenswerte Stadtteile & Orte 

In direkter Nähe zur Universität befinden sich das sehenswerte Museo de Oro (Gold-museum) sowie das große Einkaufszentrum Jockey Plaza. 

Barranco, das künstlerisch-alternative Viertel, besticht durch seine vielen Galerien, Cafés, Bars und Street Art, während Miraflores eher touristisch geprägt ist und zahlreiche Restaurants, Clubs und Shoppingmöglichkeiten bietet. Die Küstenpromenade eignet sich ideal zum Joggen, Radfahren oder Entspannen mit Blick auf den Pazifik. Man kann sogar einen Gleitschirmflug direkt über den Klippen von Miraflores buchen. 

Ein weiteres interessantes, aber weniger sicheres Viertel ist La Victoria. Dort liegt das historische Zentrum Limas mit vielen Sehenswürdigkeiten wie dem Markt Gamarra, dem Circuito Mágico del Agua, den Katakomben von San Francisco, Museen und Theatern. Der Stadtteil wirkt etwas ärmlicher und ist unübersichtlicher, lässt sich jedoch mit Umsicht gut erkunden. Besondere Vorsicht ist im Distrikt Callao geboten, in dem sich auch der internationale Flughafen befindet. Dies ist in der Regel der einzige Ort, den man als Besucher in Callao aufsucht. 

Freizeit & Kultur 

Lima bietet ein breites Spektrum an Freizeitmöglichkeiten. In der Nähe der Universität habe ich z. B. zweimal pro Woche Pole Dance in einem Studio gemacht. Andere Studierende gingen surfen, ins Fitnessstudio, spielten Tennis oder nahmen an weiteren Sportkursen teil. Sehr empfehlenswert sind auch Theaterbesuche. Als Studierender erhält man bereits ab 7 Soles (ca. 2 €) Eintritt zu Ballettvorstellungen oder klassischen Konzerten. Ich selbst habe z. B. den Nussknacker für 14 Soles gesehen und Sinfoniekonzerte im Teatro de San Borja sehr regelmäßig besucht. Die Aufführungen waren alle immer qualitativ hochwertig und eine tolle Ergänzung zum Studienalltag. 

Ein weiteres Highlight ist die kulinarische Messe FILO, die regelmäßig im historischen Zentrum (La Victoria) stattfindet. Dabei steht jeweils eine bestimmte Küche im Fokus. Während meines Aufenthalts durfte ich z. B. die Chifa-Küche (chinesisch-peruanisch) und die Criolla-Küche (traditionell peruanisch) probieren. Zudem war ich mehrmals im Stadion im historischen Zentrum, um Fußball zu schauen. Oft waren wir in Gruppen von Austauschstudierenden und Einheimischen dort. Manchmal sind wir früh morgens im Distrikt La Molina auf einen Berg gewandert, um den Sonnenaufgang zu sehen.

An den Wochenenden sind wir oft an die Strände von Punta Hermosa oder Santa Anita gefahren – beide liegen etwa eine Stunde vom Stadtzentrum entfernt. Besonders Punta Hermosa ist bekannt als Surfspot, an dem regelmäßig Wettbewerbe stattfinden. Die Strände dort sind wesentlich ruhiger und entspannter als die städtischen Strandabschnitte. Der Pazifische Ozean ist deutlich kälter als der europäische Atlantik, und die Sonneneinstrahlung in Peru ist extrem stark. Aufgrund des Ozonlochs erreicht der UV-Index im Sommer Werte von 13 bis 14. Entsprechend wichtig ist ein hoher Lichtschutzfaktor, luftige, aber lange Kleidung und ein Sonnenschutz für den Kopf. Im peruanischen Winter fühlt sich das Wetter durch die hohe Luftfeuchtigkeit oft kühler an, als es auf dem Thermometer erscheint, daher sind Pullover und eine leichte Jacke auf jeden Fall wichtig.

 

Nach dem Aufenthalt 

Nach dem Aufenthalt wurde ich gebeten, auf Mobility Online einen Erfahrungsbericht zu verfassen. Dieser bestand aus mehreren vorgegebenen Fragen, die jeweils mit einem kurzen Freitext beantwortet werden sollten. Zudem musste ich über dieselbe Plattform auch die Umrechnung meiner Noten einreichen, die mir zuvor von Prof. Bremser zugesendet wurde. 

Zurück in Deutschland fehlte mir nur noch das Schreiben der Bachelorarbeit, die mündliche Bachelorprüfung, das Kolloquium und das Verteidigen meine Thesis per Videocall.  Parallel dazu erhielt ich von Lorena einen Fragebogen, den ich für die Beantragung des peruanischen Doppelabschlusses ausfüllen musste. Dabei wurden unter anderem der Reisepass, die erste Immatrikulationsbescheinigung der Hochschule Pforzheim, meine Wohnadresse sowie weitere persönliche und studienrelevante Informationen abgefragt.

 

Fazit 

Rückblickend war die Entscheidung, das Doppeldiplom in Peru zu absolvieren, absolut richtig und für mich persönlich wie auch akademisch ein voller Erfolg. Ich habe all meine Ziele erreicht, teilweise sogar übertroffen. Mein Spanisch hat sich deutlich verbessert, ich konnte eine völlig neue Kultur und Lebensweise kennenlernen und mich gleichzeitig in meinem Wunschbereich Marketing weiter spezialisieren. 

Die ESAN hat bei mir einen sehr positiven Eindruck hinterlassen, sowohl hinsichtlich der Lehrqualität als auch in Bezug auf die Betreuung internationaler Studierender. Ich würde mich jederzeit wieder für dieses Programm entscheiden und kann es uneingeschränkt weiterempfehlen. 

Trotz der Anwesenheitspflicht und des hohen Workloads im Rahmen des Double-Degree-Programms blieb ausreichend Zeit, um Peru kennenzulernen, sei es durch Reisen, das Eintauchen in den Alltag der Hauptstadt, durch die Teilnahme an kulturellen Veranstaltungen oder Unternehmungen mit den Austauschstudierenden und Einheimischen. Die zwischenmenschlichen Erfahrungen waren besonders bereichernd, da ich viele wertvolle Kontakte und Freundschaften geknüpft habe, die bis heute bestehen. 

Alles in allem war mein Auslandsjahr in Peru eine einzigartige und prägende Erfahrung, sowohl persönlich als auch akademisch, und eine, die ich jederzeit wiederholen würde.

 

Text und Bilder: Lisa Braun