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Neu bei Design PF: Prof. Dr. Steffen Reichert

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Die Verbindung von Gestaltung, Ingenieurwesen und (Natur-)Wissenschaft prägt das Arbeiten von Dr. Steffen Reichert. Als neu berufener Professor an der Hochschule Pforzheim lehrt er nun im Bereich Digitale Transformation im Master-Studiengang Design & Future Making – und schafft auch für seine Studierenden eine Brücke der Disziplinen. „Design bietet die Möglichkeit, unterschiedliche Disziplinen zu vereinen. In dem noch sehr jungen Masterstudiengang kann ich viele Facetten einbringen: Produktentwicklung, Architektur, Ingenieurswesen, Digitalität und analoges Tun.“ Zum aktuellen Wintersemester startete Dr. Steffen Reichert als Professor in der Holzgartenstraße an der Fakultät für Gestaltung. Für ihn schließt sich ein Kreis, hat er doch selbst Produktgestaltung in Offenbach studiert. Obwohl er in so unterschiedlichen Bereichen forschte und arbeitete, versteht er sich selbst als Designer.

Den Prozess von Gestaltung hat Steffen Reichert tief verinnerlicht, er ist Analytiker. „Ich möchte Design logisch verstehen und nehme eine analytische Perspektive ein, wenn etwas stimmig oder weniger stimmig erscheint.“ Den Weg, unterschiedliche Felder miteinander in Zusammenhang zu bringen, geht er ganz bewusst. Am Pforzheimer Master-Studiengang reizte ihn das Machen der Zukunft und das Zusammenspiel der Disziplinen. „Gesellschaftliches Design und ökologische Fragestellungen sind in diesem Studiengang genauso fundamental verankert wie Experimentelles Arbeiten mit neuen Technologien“. Das Master-Programm lässt außerdem viel Freiraum – wie gemacht für den Routinier von Transdisziplinarität und seine Verbindung von Design, Forschung und Technologie.

Nach seinem Diplom an der HfG Offenbach im Jahr 2008 ging er an das Massachusetts Institute of Technology (MIT) und absolvierte dort den Master of Science in Architecture Studies im Bereich ‚Design und Computation‘. „Die Architektur schien mir geeignet, um an dem Zusammenspiel von Gestaltung und Programmierung zu arbeiten.“ Das weitreichende Lehrangebot des MIT und der Harvard University nutzte er und befasste sich neben Gestaltungsthemen auch mit Informatik, Elektrotechnik, Maschinenbau und Materialwissenschaft. Für seine Abschlussarbeit widmete er sich einem Urzeitfisch, dem senegalesischen Flösselhecht. Dessen Körper ist zwar mit harten Ganoidschuppen bedeckt, diese sind jedoch so ineinander verhakt, dass der Körper ein erstaunliches Maß an Flexibilität zeigt. Das Prinzip transferierte Steffen Reichert in ein Materialsystem mit ähnlichen Eigenschaften, welches er mithilfe von Multimaterial-3D-Druck prototypisch überprüfte. „Die Natur, ihre Vielfalt und ihr hohes Maß, Form, Materialität und Funktion zu integrieren, fasziniert mich sehr“, sagt der 37-Jährige.

Den Transfer von Biologie in die Gestaltung hatte Steffen Reichert bereits an der HfG Offenbach untersucht. Nach seinem Abschluss am MIT ging er an das Institut für Computerbasiertes Entwerfen und Konstruktion der Universität Stuttgart. Inspiriert von Koniferenzapfen entwickelte er ein kinetisches Material, das auf Luftfeuchtigkeit mit selbsttätiger Formveränderungen reagiert. Seine langjährige Forschungsarbeit schloß er mit der Installation ,Hygroscope – Meteorosensitive Morphology‘ ab, die seit dem Jahr 2012 Teil der ständigen Sammlung des Centre Pompidou in Paris ist.

Parallel zur Forschung an hygroskopischen Materialsystemen arbeitete er außerdem an Forschungsprojekten mit Mercedes-Benz. Hier wurden Computational Design Strategien, d.h. Programmierung und die iterative Rechenleistungsfähigkeiten von Computern, für den Entwurf von Automobilen untersucht. Das Forschungsthema "Computational Design Strategien" führte ihn nach der Promotion in die Automobilindustrie, wo er als Principal Designer & Creative Technologist bei Mercedes-Benz Advanced Experience Design tätig war. Dort beschäftigte er sich insbesondere mit der Entwicklung von Zukunftsfahrzeugen und Konzepten für User Experience von zukünftigen Serienfahrzeugen. Als neu berufener Professor an der Hochschule Pforzheim lehrt er nun am Masterstudiengang Design and Future Making den Transfer von Technologien für die Gestaltung – und schafft auch für seine Studierenden eine Brücke der Disziplinen.

Foto: Harald Koch

Kontakt: birgit.meyer(at)hs-pforzheim(dot)de, Tel: +49 (7231) 28-6718