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Die Freude am genauen Hinschauen

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Dr. Evelyn Echle ist neue Professorin an der Pforzheimer Fakultät für Gestaltung

Professorin Dr. Evelyn Echle. Foto: Harald Koch.

Die Freude am genauen Hinschauen begleitet Dr. Evelyn Echle bereits ihr ganzes Berufsleben. Als neu berufene Professorin an der Fakultät für Gestaltung der Hochschule Pforzheim vermittelt sie diese Kompetenz an die Studierenden. In ihrer Professur für Kultur- und Medientheorie unterrichtet sie die Fächer Wahrnehmungstheorie, Designgeschichte Mode und Modetheorie: Denn das Vermögen zur Analyse hilft Studierenden dabei, eine eigene kritische Haltung zu entwickeln.

In Themen einzutauchen und Fakten zu sammeln lernte die Württembergerin früh. Direkt im Anschluss an die Schulzeit ergatterte sie ein Volontariat bei der Schwäbischen Zeitung. „Der Alltag bei einer Tageszeitung schult den Blick für die Menschen und für gesellschaftliche Prozesse. Man darf im positiven Sinne immer neugierig sein!“ Die schnelle Wissensgenerierung war es, die sie zu ihrem Studium führte – denn in der Wissenschaft ist es notwendig, im Detail zu analysieren. Das Studium der Medienwissenschaft, Literaturwissenschaft und Pädagogik in Bochum vermittelte sehr viel Weitsicht. „Die Ruhr-Uni hat ein großes medienwissenschaftliches Institut, es gab viele Professuren mit unterschiedlichen Schwerpunkten.“ Schnell entdeckte sie die Richtung der audiovisuellen Medien und Film für sich. Der Stummfilm war es auch, der sie als Doktorandin zunächst an die Filmuniversität Konrad Wolf nach Potsdam-Babelsberg führte und später dann an die Universität Zürich. Nach der Dissertation arbeitete und forschte die Wahlschweizerin weiter innerhalb interdisziplinärer Teams: zunächst am Architekturdepartement der ETH Zürich, bis zu ihrem Stellenantritt in Pforzheim dann an der Philosophischen Fakultät der Universität Zürich.  

„Der Film – und die Medienwissenschaft generell – ist stets ein interdisziplinäres Unterfangen“, erklärt Evelyn Echle im Rückblick ihre Begeisterung für diese Disziplin. Sich wissenschaftlich damit auseinanderzusetzen, ist gespickt von Geschichte, Theorie sowie Ästhetik. Berufsbedingt sieht sie viele Filme, meist auf Festivals. „Das Lateinamerikanische Filmschaffen schätze ich besonders. Historisch bedingt zeigt sich dort die große politische Kraft des Kinos“. Selbst Filme produzieren wollte sie nie, aber der Austausch mit Filmemachern ist inspirierend. Diese trifft sie und bringt sie zusammen – beispielsweise auch bei Festivals, die sie mitorganisiert.

Forschung und Lehre zu betreiben ist ein Privileg, das weiß die Wissenschaftlerin und Alumna der Studienstiftung des deutschen Volkes. „Ein Dasein in der Geisteswissenschaft ähnelt ein bisschen der Künstler-Existenz. Es ist wichtig, sich mit anderen Disziplinen und Wahrnehmungen auseinander zu setzen.“ Seit dem Jahr 2007 ist Evelyn Echle zudem Mitherausgeberin von „montage AV“, einer Zeitschrift zur Theorie und Geschichte audiovisueller Kommunikation. Die perfekte Verbindung von journalistischer und wissenschaftlicher Arbeit: Sie kann als Herausgeberin Themen setzen und gleichzeitig als Autorin in die Tiefe gehen. Dabei publiziert sie ebenfalls regelmäßig in anderen Zeitschriften oder für Buchpublikationen und ist sowohl als Rednerin bei Fachtagungen als auch bei Podiumsdiskussionen zu Gast.

Der Film hat zahlreiche Verbindungen und Scharniere zu anderen Disziplinen, die Mode ist eine davon. So ergaben sich für Evelyn Echle stets Berührungspunkte zur Kostüm- und Theoriegeschichte der Mode. Für ihren Unterricht in Designgeschichte Mode und Modetheorie wird sie auch auf den Film als Lehrmittel zurückgreifen. Denn die Filmwissenschaft stellt das Modell für die Analyse aller audiovisuellen Medien überhaupt erst bereit. Ein Ansatz also, der auch auf interdisziplinäre Lehrprojekte und fächerübergreifende Kooperationen zielt.

Eine solide Diskussionskultur hat die neue Professorin bei den Pforzheimer Studierenden schon ausgemacht, genauso wie den kreativen Geist, der in den Räumen herrscht. „Die Studierenden haben bei uns die Chance, sich auszuprobieren. Ich möchte ihnen die Freude an der kritischen Analyse und Reflexion mit auf den Weg geben. Denn erst, wenn sie ihre Kompetenzen sowohl in die Breite als auch in die Tiefe entwickeln, sind sie in der Lage, eine eigene Haltung zu vertreten. Die Theorie ist für diesen Prozess zentral und sehr hilfreich.“. Und von ihrem eigenen Werdegang weiß die Wissenschaftlerin Echle: Man muss den Mut und das Vertrauen haben, dass die eigenen Wege in eine gute Richtung führen.