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Professor Dr. med. Dr. rer. nat. Perikles Simon zu Gast beim Studium Generale

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„Sport kann dafür sorgen, dass wir im Jungbrunnen ein wenig verharren können“

Die Studium Generale-Organisatorinnen Professorin Dr. Frauke Sander (l.) und Professorin Dr. Christa Wehner (r.) sowie Rektor Professor Dr. Ulrich Jautz (2.v.r.) begrüßten Professor Dr. med. Dr. rer. nat. Perikles Simon zum Studium Generale an der Hochschule.

Gehören Sie zu den Menschen, die sich regelmäßig vornehmen, mehr Sport zu treiben? Oder sind Sie bereits aktiv, um ihre Gesundheit und Fitness zu verbessern? Ob körperliche Aktivität tatsächlich hilft gesund zu bleiben und wieviel Fitness eigentlich angeboren ist, beantwortete Professor Dr. med. Dr. rer. nat. Perikles Simon an der Hochschule Pforzheim. Beim Studium Generale sprach der Leiter der Abteilung für Sportmedizin an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz im vollbesetzten Walter-Witzenmann-Hörsaal über das Thema „Sport: Über das Fassungsvermögen eines Jungbrunnens“.

„Wir alle träumen von einem Jungbrunnen, in den wir steigen können, um ewig jung zu bleiben“, kennt Perikles Simon den Wunsch vieler Menschen. „Davon müssen wir uns verabschieden, aber Sport kann dafür sorgen, dass wir in diesem Brunnen ein wenig verharren können und stabilisiert werden“, so Simon. Dabei sei es interessant zu wissen, wie der Alterungsprozess ablaufe. Es gebe eine äußere Alterung, die wir alle sehen, aber ebenso eine innere. Diese Bereiche werden durch äußere Einflüsse oder mangelnde Nutzung beeinflusst. „Stellen Sie sich eine Klaviersonate vor. Bei einem Neugeborenen ist die Partitur sehr sortiert. Wenn wir altern, entstehen nach und nach kleine Strukturschäden“, so Simon. Das sorge dafür, dass Zellen nicht mehr effektiv arbeiten. Sport sei in der Lage, den sortierten Zustand der Partitur zu erhalten. Er habe aber auch negative Effekte. Vor allem extremer Sport sei eine nicht unerhebliche Belastung für unsere Gesundheit. Treibe man jedoch regelmäßig Sport und vermeide man Extrembelastungen wie Marathonläufe, könne das Sterblichkeitsrisiko merklich gesenkt werden. „Sicher ist, dass wir Menschen davon profitieren, wenn wir den Energiefluss auf hohem Niveau am Laufen halten und möglichst viel Sauerstoff verbrennen. Allerdings müssen die entsprechenden Bereiche optimal funktionieren“, so Simon. „Der Sauerstoff muss von der Lunge und vom Herz-Kreislauf-System transportiert werden und der Muskel muss in der Lage sein, diesen zu nutzen. Das schwächste Zahnrad bestimmt letztendlich, wieviel Sauerstoff umgesetzt wird.“ Doch selbst wenn alles mittelmäßig läuft, kann man zu den Besten gehören.

Perikles Simon, Leiter der Abteilung für Sportmedizin an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, sprach zum Thema „Sport: Über das Fassungsvermögen eines Jungbrunnens“.

Hat jeder die gleichen Voraussetzungen, seinem Schicksal zu entgehen? „Mit physischer Aktivität können wir den Körper unterstützen, allerdings sind Fitnessunterschiede zum großen Teil angeboren. Sport kann uns stabilisieren und das Versterben nach hinten schieben, jedoch nicht so stark, wie es durch die physische Grundfitness möglich ist“, so Simon. Trotzdem sei es wichtig, Menschen zum Sport zu motivieren und Hemmschwellen einzudämmen. „Schaffen wir es, dass Menschen fitter werden, erreichen wir etwa eine Verbesserung von 15 Prozent. Damit kann das Risiko, an Herz-Kreislauferkrankungen zu erkranken, bereits deutlich gesenkt werden. Auf die Alltagstauglichkeit wirkt sich das sehr positiv aus“, verdeutlichte Simon die Effekte.

Dass sich Menschen nicht bewegen, kann politisch bestimmt sein. Während Infrastruktur und Motivation in anderen Ländern gefördert werden, stehe Deutschland auf den hinteren Plätzen im Bereich der körperlichen Aktivität von Kindern. „Es ist eine Frage der Schwerpunktsetzung. Wir haben in Deutschland eine auf Krankheit zentrierte Gesundheitspolitik. Daran müssen wir arbeiten“, appelliert der Sportwissenschaftler an die Politik und die Gesellschaft. „Wir müssen in Familien und Kindergärten mehr Prävention betreiben, denn bereits im siebten Lebensjahr gibt es einen maximalen Anstieg des Körpergewichts. Diese sozialen Faktoren dürfen wir nicht unterschätzen“, so Simon. „Als Ergänzung zum persönlichen Kontakt kann man Patienten durch Telemedizin digital unterstützen“, stellte Simon die Möglichkeiten neuer Technologien vor. Es gebe außerdem die Leistungsdiagnostik, die mit der medizinischen zusammenarbeite. Hier nannte Simon das Beispiel der DNA-Analyse, die er in seinem Vortrag ausführlich darstellte.

Dass dieser begeisterte, zeigte sich in den konkreten Fragen des Publikums. Perikles Simon gab ausführliche Antworten zu Knieproblemen, Arthrose und Osteoporose bei älteren Menschen, zu den Vorteilen von Ausdauer- oder Krafttraining bei Hobbysportlern oder auch zu den gesundheitlichen Chancen und Risiken von Homeoffice.

Am Mittwoch, 4. Dezember 2019, beschließt das Studium Generale seine Vortragsreihe im Wintersemester mit Marianne Birthler. Sie war von 2000 bis 2011 Bundesbeauftragte für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen DDR und spricht zum Thema „Revolution und Mauerfall. 30 Jahre danach“.