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Pforzheimer Headpieces auf der Bühne

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Design-Studierende eröffnen Ausstellung zu Kopfbedeckungen

Der Kopfschmuck von Accessoire Design-Studentin Melanie Hauck ist ein Mahnsignal zum Klimawandel. Foto: HdGBW/Kraufmann

Was der Mensch auf seinem Kopf trägt, setzt Zeichen – ob Helm oder Kopftuch, ob Bollen- oder Heckerhut. Die Ausstellung „Hut ab! Pickelhaube, Pussyhat und andere Kopfgeschichten“ im Haus der Geschichte Baden-Württemberg in Stuttgart führt durch Zeiten, in denen der Mensch ohne Kopfbedeckung nicht vollständig war. Und sie zeigt, über welche Kopfsachen heute diskutiert wird: Kann man sich in Deutschland mit der jüdischen Kippa auf die Straße trauen? Was trägt der Protest gegen Frauenfeindlichkeit?

Zur Eröffnung der Ausstellung am 19. Dezember 2019 wurden Arbeiten aus dem Studiengang Accessoire Design der Hochschule Pforzheim zum Mittelpunkt. In der Performance ,Hauptsache’ der Pforzheimer Absolventinnen Lena Hetzel (Konzept/Inszenierung) und Anjana Berger (Musik) traten die Kopfbedeckungen in einen ausdrucksvollen Dialog mit den Körpern und Bewegungen von neun Tänzerinnen und Tänzern, die eigens für den Anlass gecastet wurden. Wie bereits in ihren früheren Arbeiten hat Hetzel die Bewegungsfolgen in enger Zusammenarbeit mit den Ausführenden entwickelt. So wurden die Körper und Headpieces in einem komplexen Wechselspiel von Bedeckung und Entblößung vorgeführt, dekonstruiert und auf die jeweiligen Körper zugeschnitten. Ein überdimensionaler Kopfputz, der an Paradiesvogelfedern erinnerte, überformte den Kopf seiner Trägerin. Ein anderer, helmartiger Bogen mit gestanzten silbernen Lamellen interagierte sogar mit dem Publikum. Unter den dumpfen und hellen Beats der Musik kollidierte das Private mit dem Öffentlichen und triggerte verstörende Bedeutungscluster von Verbergen und Entbergen.

„Kopfbedeckungen erzählen Geschichte und Geschichten“, sagte die Direktorin des Hauses der Geschichte, Professorin Dr. Paula Lutum-Lenger. „In der Ausstellung geht es um Macht, Ordnung und Auflehnung, um Tradition, Revolution und Religion, um richtig oder missverstandene und widersprüchliche Symbole.“ In insgesamt 44 Vitrinen präsentiert das Museum die unterschiedlichsten Kopfbedeckungen und die Geschichten ihrer Träger. Als leuchtende Schaufenster sind sie zu vier Plätzen und Straßen gruppiert. Jede Vitrine greift eine Zeit oder ein Thema auf und zeigt züchtige, martialische, streitbare, intellektuelle oder modische Kopfbedeckungen. Manche zierten berühmte Häupter wie die von Schiller, Zeppelin oder Heuss. Manche haben eine tragische Geschichte wie eine Reihe von Mützen, die lange im Besitz einer Studentenverbindung waren, weil sie von ihren jungen Trägern niemals abgeholt wurden – sie fielen im Ersten Weltkrieg. Andere Männer hatten mehr Glück: In zwei der gezeigten Helme blieben Geschosse stecken.

Die Ausstellung stellt außerdem die verblüffenden Anfänge vieler Kopfgeschichten vor. Was haben Hüte mit Naturschützern zu tun, und welche Rolle spielte dabei die „Vogelmutter“ Lina Hähnle? Warum hat der „badische Bollenhut“ auch schwäbische Wurzeln? Wieso sieht ein falscher Heckerhut echter aus als ein echter Heckerhut?

Das Hut-ab-Begleitprogramm widmet sich kontroversen, kreativen und künstlerischen Kopfsachen. Eine Frauenrunde diskutiert am 16. Januar über das „Symbol Kopftuch“.  In einer Modenschau zeigen Models am 13. Februar „Head Pieces“ von Mode-Studierenden der Hochschule Pforzheim. Zur Langen Nacht der Museen zaubert einer der besten Close-up Magier Deutschlands Unglaubliches aus dem Hut. Und für Kinder bietet das Haus der Geschichte mehrere Workshops und Führungen an – von fiesen Fälschern bis zu Klaus der Laus.