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Diesmal zu Nikolaus: Weniger "heiße Luft"!

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Der letzte Vortrag vor Weihnachten im Ressourceneffizienz-Kolloquium war eine Nikolaus-Veranstaltung im doppelten Wortsinn: Am 6. Dezember stellte Professor Nikolaus Thißen sich und seine Praxiserfahrungen in seiner Antrittsvorlesung vor. Das Thema war allerdings weniger weihnachtlich, sondern drehte sich hauptsächlich um „heiße Luft“, Emissionen und Abluft nämlich: Überdimensionierte Lüftungen und Abluftanlagen sowie nicht optimale Verfahrenskonzepte in Produktionsanlagen, mit denen viel Geld vergeudet wird.

Dass Abluft ein Unternehmen ganz schön teuer zu stehen kommen kann, das zeigte Professor Thißen anhand vieler Praxisbeispiele, die er überwiegend in der chemischen und pharmazeutischen Industrie in den vergangenen Jahren bearbeitet hat. Emissionen und Abluft sowie ihre Kostenrelevanz werden häufig übersehen. „Ungünstige Abluftkonzepte führen oft zu nicht effizienten Behandlungsanlagen und somit zu hohen Kosten“, meinte Thißen und sprach aus eigener Erfahrung, denn vor vielen Jahren wechselte er von einem Anlagenbauer zu konzerninternen Beratungsabteilungen in der chemischen Industrie, wo es nicht mehr um die größten, sondern um die effizientesten und kostengünstigsten Anlagen ging. Hier lernte er von der CIBA über die BASF bis hin zu Bayer auch viele andere namhafte Unternehmen kennen.

In vielen Fabriken in Europa, in Asien oder in Südamerika entwarf er alternative technische Konzepte, mit denen sich viele Emissionen und Abluft und somit auch viel Geld einsparen oder gar Wärme rückgewinnen ließen – bis zum Extremfall, dass die Investitions- oder Betriebskosten sogar ganz vermieden werden konnten, 100 % Einsparung also. Damit verbunden waren immer auch Verbesserungen für die Umwelt: weniger Energieverbrauch, weniger Freisetzung von Schadstoffemissionen und oft sogar mehr Sicherheit und bessere Arbeitsbedingungen für die Arbeitnehmer.

Seit dem Wintersemester 2012/13 ist Nikolaus Thißen Professor im betriebswirtschaftlichen Studiengang Ressourceneffizienz-Management der Hochschule Pforzheim und Ansprechpartner für nachhaltige Systemverfahrenstechnik. Entscheidend ist hierbei die ganzheitliche Sicht auf Produktionssysteme. Aufwändige „End-of-pipe“-Lösungen im Umweltbereich haben ihre Ursache meistens schon bei den Produktionsverfahren selbst. Wer sich dann nur auf isolierte Lösungen konzentriert, schränkt die Möglichkeiten für Verbesserungen deutlich ein. Nachteil: Man muss auch etwas von der Technik „davor“ verstehen und darf nicht nur Fachmann für Abluft-, Abwasser- oder Abfallverfahren sein. Hier setzt Prof. Thißen bei seinen Studenten im Studiengang an: „Wer sich mit Ressourceneffizienz beschäftigt, muss sich mit Technik und mit Kosten auskennen. Man muss einen gewissen Überblick haben und zumindest die richtigen Fragen stellen können.“

Der Rheinländer Nikolaus Thißen studierte in Wuppertal und Duisburg. Nach der Promotion in Aachen sammelte er mehr als 25 Jahre Berufspraxis in der Energie- und Umwelttechnik bevor er zum Wintersemester 2012 an die Hochschule Pforzheim berufen wurde. Er verstärkt das Team im Studiengang REM und ist auch im Institut für Industrial Ecology aktiv. Thißen reizt es, seine umfangreichen Erfahrungen und Kenntnisse an die Studierenden weiterzugeben. „Der neue Pforzheimer Studiengang Ressourceneffizienz-Management ist die richtige Plattform dafür“, so Nikolaus Thißen. An der Hochschule habe er die Möglichkeit, seine bisherigen Kenntnisse im Rahmen von Forschungs- und Entwicklungsprojekten zu erweitern und im industriellen Umfeld direkt in die Praxis umzusetzen.