Wurzel ziehen per Mausklick
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Digitale Medien in der Lehre
Hochschule Pforzheim setzt auf E-Learning
Wie sinnvoll ist der Einsatz digitaler Medien in der Lehre? Erzielen Studienanfänger mit dem Blick auf den Monitor und der Hand auf dem Mousepad schnellere und nachhaltigere Lernerfolge? Dieser Frage geht die Studie mamdim (Mathematiklernen mit digitalen Medien) auf den Grund. Die Hochschule Pforzheim ist eine von deutschlandweit vier teilnehmenden Hochschulen dieses vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Forschungsprojekts. Mit 60 Studierenden wurde die Studie Ende März an der Fakultät für Technik durchgeführt.
mamdim untersucht Konzepte zu Mathematik-Brückenkursen in der Studieneingangsphase – die „Mathe-Schmiede“ der Hochschule Pforzheim ist so ein Brückenkurs. Erstsemester technischer Studiengänge können durch die freiwillige Teilnahme noch vor Beginn des regulären Studienbetriebs „hier ihren Wissensstand ermitteln und eventuelle Lücken schließen“, beschreibt Kursleiter Dr. Ralph Hofrichter das Angebot der Hochschule Pforzheim.
Im Rahmen von mamdim wird beleuchtet, ob und inwieweit der Einsatz von E-Learning-Modulen im Mathe-Vorkurs zum Lernerfolg beiträgt sowie auf welche Weise die Studierenden die Plattform konkret nutzen.
Mausklick statt Geodreieck
Seit vier Jahren setzt Ralph Hofrichter auf das Lernen am Bildschirm. „Wir nutzen eine Software, die online ,Kursräume‘ zur Verfügung stellt. In diesen können Arbeitsmaterialien wie Texte, Links oder Dateien bereitgestellt werden“, so der Mathmatiker. Die Nutzer haben über ihnen zugewiesene Rollen im Kursraum oder für einzelne Aktivitäten unterschiedliche Rechte als Dozent oder Student. Mit einer „Aufgabe“ kann der Lehrende eine Übung vorgeben, die von Kursteilnehmern bearbeitet werden muss und dann als Text oder hochzuladende Datei termingerecht abzugeben ist.
mamdim-Projektleiter Jun.-Prof. Dr. Alexander Salle: „Wir haben die Hochschule Pforzheim bewusst für die mamdim-Teilnahme gewinnen wollen, weil sie Lernsoftware im Vergleich mit anderen Hochschulen besonders sinnvoll einsetzt.“ Ob dieser Einsatz auch besonders lernförderlich ist und wie sich die Nutzung in Zweiergruppen von der einzelner Lernender unterscheidet, sollte die Durchführung der Studie Ende März beleuchten.
An drei Tagen wurden rund 60 Studierende der Hochschule Pforzheim beim Lernen und Arbeiten vor dem Bildschirm beobachtet und befragt. In den bis zu zweieinhalb Stunden andauernden Sitzungen arbeiteten die Studienteilnehmer alleine oder in Zweiergruppen.
Die anonyme Auswertung der hierbei entstandenen Videoaufzeichnungen sowie der ausgefüllten Fragebögen soll im Herbst abgeschlossen sein. „Ziel des Projekts ist es, unser Wissen über das Nutzerverhalten im Rahmen von E-Learning-Angeboten an der Hochschule auszubauen, um zukünftig optimal gestaltete Lehrformate zu konzipieren bzw. weiterzuentwickeln, die einen hohen Lernerfolg ermöglichen und flexibel in verschiedenen sozialen Settings eingesetzt werden können“, so Alexander Salle.
Ralph Hofrichter sieht den Ergebnissen gespannt entgegen: „Die Studienteilnahme ist eine große Chance für unsere Hochschule. Wir erfahren nicht nur, wo wir selbst stehen. Sondern sehen anhand der Ergebnisse der übrigen vier Teilnehmer auch, ob und wie wir durch den Einsatz anderer digitaler Formate – Lernvideos zum Beispiel – künftig noch größere Lernerfolge erzielen könnten.“
Fachtagung im Herbst: Vorstellung der Ergebnisse geplant
Vom 11. bis 14. September 2016 findet an der Universität Potsdam „Die e-Learning Fachtagung Informatik“ (DeLFI) statt. Hier möchte Ralph Hofrichter die bis dahin vorliegenden Ergebnisse der Pforzheimer Studie vorstellen: „Unser Paper haben wir schon eingereicht. In den nächsten Wochen erfahren wir, ob wir im Herbst dabei sein werden oder nicht. Ich bin aber sehr zuversichtlich“. Seit 2003 wird die DeLFI jährlich von der Fachgruppe E-Learning der Gesellschaft für Informatik e.V. (GI) veranstaltet. Auf der Fachtagung werden sowohl Forschungs- als auch Anwendungs- und Industriebeiträge vorgestellt, die den Einsatz neuer Technologien und Lehrszenarien beleuchten.
Hintergrund: Mathe-Schmiede
Der auf dem Prinzip „E-Learning“ basierende Mathevorkurs wird seit 2012 an der Fakultät für Technik angeboten. Studienanfänger haben hier an acht Kurstagen á acht Stunden die Möglichkeit, ihre Mathekenntnisse entsprechend den Anforderungen im Studium aufzufrischen. Die Sitzungen bestehen zu gleichen Teilen aus Frontalunterricht im Hörsaal und Einzel- sowie Gruppenarbeiten in PC-Pools.
Hintergrund: mamdim
mamdim wird im Rahmen der Initiative „Begleitforschung zum Qualitätspakt Lehre“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung durchgeführt. Für die Verbesserung der Betreuung der Studierenden und der Lehrqualität an Hochschulen stellt der Bund im Rahmen des „Qualitätspakt Lehre“ zwischen 2011 und 2020 rund zwei Milliarden Euro zur Verfügung. Die "Begleitforschung zum Qualitätspakt Lehre" eröffnet die Möglichkeit, Ansätze zur Verbesserung der Studienbedingungen hochschulübergreifend und empirisch orientiert zu betrachten. Ihr Ziel ist es, die vielfältigen Aktivitäten im Rahmen des „Qualitätspakt Lehre“ aus einer wissenschaftlichen Perspektive zu durchdringen. Seit dem 01.10.2014 laufen in dieser Förderlinie 27 Projekte, davon 6 Verbünde. Die Gesamtfördersumme beträgt rund 10.6 Mio. Euro.
Das Projekt mamdim startete am 01. Februar 2015 und läuft bis zum 30. Januar 2018. Neben der Hochschule Pforzheim zählen die Brandenburgisch Technische Universität, die Universität Bielefeld sowie die Hochschule Offenburg zu den Projektteilnehmern. Die mamdim-Studie wird getragen von der Universität Osnabrück.