Geschichtskommunikation live im Reiss-Engelhorn-Museum und bei der BASF
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Wie Unternehmen mit ihrer Unternehmensgeschichte umgehen können, ist Thema eines Studienprojekts im Master Corporate Communication Management an der Business School der Hochschule Pforzheim. Um Einblicke in die Kommunikationspraxis der Corporate History Communication zu bekommen, führte eine Exkursion unter Leitung von Professor Dr. Felix Krebber neun Studierende Mitte November nach Mannheim und Ludwigshafen.
„Seit’s um Geld geht“ war Titel der Ausstellung zum 200-jährigen Jubiläum der Sparkasse Rhein Neckar Nord, die bis Ende November im Reiss-Engelhorn-Museum in Mannheim zu sehen war. Sie war erste Station der Exkursion. Bereits im Eingang empfing die Ausstellung die Besuchenden mit dem Sparkassen-Werbejingle. Über Gegenstände aus der Alltagswelt bauten die Ausstellungsmacher eine Brücke zu persönlichen Erfahrungen: Von der Sparbüchse bis hin zum Gemeinschaftssparschrank in Kneipen und Gaststätten. Mehr zu den konzeptionellen Ideen erfuhren die Studierenden vom Kurator persönlich: Dr. Ingo Stader von der Geschichtsagentur H&C Stader nahm die Studierenden mit auf eine Reise durch die Geschichte des Geldinstituts, die 1822 in einem kleinen Zimmer im Mannheimer Rathaus begann. Nach Gründung durch Stadtdirektor Phillip Anton von Jagemann fand die Idee zur finanziellen Vorsorge zunehmend Anklang bei der Bürgerschaft. Nach und nach folgte der Ausbau der Filialen. Mit vielfältigen Exponaten zeigte die Ausstellung technische Revolution im Finanzwesen auf, etwa anhand von Buchungsmaschinen und ersten Geldautomaten. Wie die Sparkasse einen Beitrag zum Wohl der Stadtgesellschaft beitrug, wurde etwa anhand des Engagements zur Mannheimer Bundesgartenschau 1975 und der bevorstehenden Neuauflage 2023 sichtbar. Nicht ausgespart wurden allerdings auch kritische Seiten und Verbrechen in der 200-jährigen Historie: „Wir haben im Kontext der Ausstellung intensiv die NS-Vergangenheit des Geldinstituts aufgearbeitet und dieser Zeit einen eigenen Raum gewidmet“, so der Historiker Stader. Auch der Sparkassenskandal der 1990er Jahre wurde durchaus plakativ geschildert.
Einige Kilometer weiter und am Nachmittag der Exkursion blickten die Studierenden in die Geschichte der BASF, die nur unwesentlich jünger ist und 1865 gegründet wurde. Doch vor dem Blick in die Geschichte zeigte der Leiter des Besucherzentrums Michael Wadle erstmal aus der Vogelperspektive das größte zusammenhängende Chemieareal der Welt. Mit einem Wischen auf dem tischförmig aufgebauten Großbildschirm überblendete Wadle das Luftbild mit dem Foto New Yorks: „Mit fast 10 Quadratkilometern deckt sich die Fläche des BASF-Werkes in Ludwigshafen annähernd mit Manhattan“.
Der Standort mit seinen 200 Fabriken und fast 40.000 Mitarbeitenden soll bis 2050 klimaneutral werden. Dafür werden erneuerbare Energien gefördert und für die Produktion zunehmend nachwachsende und recycelte Rohstoffe verwendet. Doch nicht nur in ökologischer Dimension übernimmt das Unternehmen Verantwortung: Auch die BASF thematisiert in der Aufarbeitung ihrer Unternehmensgeschichte kritische Ereignisse, wie beispielsweise die Explosion in Oppau im Jahr 1921 oder den Einsatz von Zwangsarbeitenden in der NS-Zeit. Unternehmenshistorikerin Dr. Susan Becker wies darauf hin, dass hierbei vor allem Transparenz im Vordergrund stehe. Veranschaulicht wird dies auch architektonisch im Besucherzentrum, in dem Forschenden Arbeitsplätze zur Einsicht in die Archivalien zur Verfügung stehen. Durch eine Glasscheibe ist ein direkter Einblick in das Magazin des Unternehmensarchivs möglich.
Transparenz wird sicher auch eines der Kriterien sein, das die Studierenden in ihrer Projektarbeit beschreiben werden. Darin sollen Qualitätskriterien für gute Geschichtskommunikation benannt werden. Mehr dazu am Ende des Semesters.
Text und Fotos: Maike Dürschmidt
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