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Malin Kamlah gewinnt UX Design Award 2020

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Malin Kamlah hat den UX Design Award 2020 gewonnen. Sie und ebenfalls Melanie Wagner, beide Absolventinnen der Visuellen Kommunikation der Fakultät für Gestaltung, waren nominiert. Beide traten mit ihren innovativen Apps in der Kategorie „New Talent“ an.

Die ersten Minuten zählen: Trotzdem sind es nur wenige Menschen, die im Notfall Wiederbelebungsmaßnahmen anwenden. Es würde jedes Jahr 10.000 Leben retten, wenn nur 20% mehr Laien reanimieren könnten. Statistiken bestätigen, dass es am praktischen Wissen über Erste-Hilfe-Maßnahmen mangelt. Malin Kamlah entwickelte ein Konzept für eine App, die Laien als Ersthelfer*innen unterstützt.

„Viele haben Angst, etwas falsch zu machen oder es gibt Unsicherheiten und Wissenslücken, weil der letzte Kurs viele Jahre zurück liegt“, weiß Malin Kamlah durch ihre Recherchen und Befragungen. Dadurch wurde für sie auch ersichtlich, dass der Guide zur Unterstützung von Sofortmaßnahmen ein Sprachassistent sein muss. „Ein Notarzt hat mir berichtet, dass die Telefonreanimation sehr gut funktioniert.“ In einer Notsituation ist keine Zeit für lange Texte und viele Bilder, es braucht verlässliche akustische Unterstützung. So entstand die Idee zur App, die den Namen „Aimie“ trägt und Helfer*innen verbal durch lebensrettende Sofortmaßnahmen leitet. „Aimie“ ist mit künstlicher Intelligenz ausgestattet und kann somit auf jede Situation reagieren. Sie stellt dem Nutzer Fragen und reagiert auf dessen Antworten mit Hilfestellungen. Die Gestaltung ist reduziert, es wird mit Signalfarben gearbeitet und Animationen dienen als visuelle Unterstützung. Beiläufig hatte Malin Kamlah im April 2019 im Radio gehört, wie der Fall des Schülers aus Wiesbaden vor dem BGH in Karlsruhe verhandelt wurde. Die Lehrer hatten ihn nicht reanimiert, bis zur Ankunft des Notarztes war das Gehirn zu lange unterversorgt und dann stark beschädigt. 

„Aimie“ ist nicht nur Sprachassistent: Die App setzt automatisch einen Notruf ab, gibt den Standort des Unfalls weiter und zeigt an, in wie vielen Minuten der Krankenwagen vor Ort ist. Sie kontaktiert andere App-Nutzer*innen, die sich in der Nähe befinden und bittet diese um Hilfe. Außerdem kann die App auch im Trainingsmodus genutzt werden, um für den Ernstfall zu üben und Schwellenangst abzubauen. Malin Kamlah besuchte während der Entwicklung der App selbst einen Erste-Hilfe-Kurs. „Man kann bei der Wiederbelebung nichts falsch machen, nur nichts zu tun, das ist falsch.“ Ihr App-Konzept könnte dabei helfen, Leben zu retten. Für die Realisierung sucht sie Kooperationspartner*innen. Ihr Betreuer Professor Wolfgang Henseler unterstreicht: „Die Nominierung ist eine Anerkennung dafür, dass Malin Kamlah ein signifikantes Problem mit innovativem Denken effektiv und effizient gelöst hat – ihr Projekt hat Relevanz für die Gesellschaft.“

Melanie Wagner entwickelte im Rahmen ihrer Bachelorarbeit die App „Karla. Auswirkungen der Digitalisierung auf ein Tierheim“ zur Verbesserung von Organisationsaufgaben in Tierheimen und Tierschutzeinrichtungen. Mit der eingesparten Zeit sollen die dortigen Mitarbeiter mehr Zeit für die einzelnen Tiere aufbringen können.

„Das Thema Tierheim sowie Tierschutz im Allgemeinen sind persönliche Herzensangelegenheiten, da ich damals selbst ehrenamtlich in Tierheimen gearbeitet habe und auch meine Hündin Betty, welche leider vorletztes Jahr starb, aus einem dieser Tierheime adoptiert wurde“, erklärt Melanie Wagner die Beweggründe für die Erstellung ihrer App. So beschäftigte sie sich intensiv mit der Arbeit in Tierheimen und Tierschutzeinrichtungen. Es sind Orte, an denen viele verschiedene Arbeiten anfallen, welche von den Mitarbeitern, Tierpflegern sowie Ehrenämtlern, verrichtet werden müssen. Viele der Aufgaben werden bis heute manuell und analog verrichtet. Dies ist bei der Arbeit mit dem Tier obligatorisch, bringt jedoch im organisatorischen Bereich einiges an Zeitaufwand mit sich. So bleibt häufig nur wenig Zeit für das einzelne Tier, das Liebe und Zuneigung benötigt.

Melanie Wagner entwickelte in ihrer Bachelorarbeit ein Konzept für die App „Karla“, mithilfe derer sich Organisationsprozesse rund um die Abgabe und die Vermittlung der Tiere minimiert werden können. „Durch die effektivere Aufbereitung und Auswertung der gewonnenen Daten, sowie intelligent genutzter digitale Kommunikationswege, wird am Ende Zeit eingespart, die den Mitarbeitern und schließlich der individuellen Pflege und Förderung der Tiere zugutekommt“, verdeutlicht Melanie Wagner. „Viele analoge administrative Abläufe kosten Zeit, nicht viel, weil wir diese gewöhnt sind und kennen. Rechnet man diese kurzen Zeiten jedoch einmal hoch, ist es erschreckend, wie viel Zeit den bedürftigen Tieren abgeht und wie viel schneller und effektiver man mit Karla arbeiten könnte“, ergänzt Professor Sebastian Hackelsperger, der die Bachelorarbeit als Erstprüfer betreute.

Mit den UX Design Awards würdigt das IDZ die Rolle, die User-Centered Design in diesem Zusammenhang spielt. Im Jahr 2008 noch als Ausstellung für gute Usability ins Leben gerufen, ehren die UX Design Awards seit 2015 hervorragend gestaltete Nutzererlebnisse. Der jährliche Wettbewerb ist offen für Produkte, Services und Environments sowie Konzepte, zukunftsweisende Forschungsprojekte und Visionen. Die UX Design Awards werden veranstaltet durch die IDZ Designpartner Berlin GmbH im Auftrag des Internationalen Design Zentrums Berlin e. V. (IDZ). In diesem Jahr wurden 102 Projekte aus 34 Ländern eingereicht.

Porträt: Malin Kamlah, Foto: Erika Schuller

Porträt: Melanie Wagner, Foto: Artur Nastin

Pressekontakt: birgit.meyer(at)hs-pforzheim(dot)de, Tel: +49 (7231) 28-6718