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Seminar Produktentwicklung an der Hochschule

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Von der vollständigen Entleerung von Plastikflaschen bis hin zum NOx-Drama am Neckartor

Mit dem 3D-Drucker hergestellter Prototyp des Gerätes „Eve“, das den noch verbleibenden Inhalt vermeintlich leerer Kunststoffflaschen herausschütteln soll.

Was haben Plastikflaschen und das sogenannte NOx-Drama um die Feinstaubelastung im Bereich der Straße am Neckartor in Stuttgart mit dem Bachelor-Studiengang Maschinenbau/Produktentwicklung der Hochschule Pforzheim zu tun? Studierende im sechsten Semester des Studiengangs beschäftigten sich im Rahmen des Seminars „Produktentwicklung“ mit diesen Themen und arbeiteten an Problemlösungen für beide Bereiche. Den Kommilitonen vorgestellt wurden die Ergebnisse Ende Juni.

Wer kennt nicht das Ärgernis, dass z. B. Duschgel- und Bodylotion-Plastikflaschen nicht vollständig entleert werden können. Reste in Verpackungen sind ärgerlich und teuer. Es bleiben im Durchschnitt zehn Prozent des Inhaltes in der Verpackung (laut der NDR-Sendung Markt). Unter Leitung von Dr.-Ing. Stephan Wild entwickelten die Studierenden einen batteriebetriebenen Apparat, der den noch verbleibenden Inhalt vermeintlich leerer Kunststoffflaschen herausschütteln soll. Für sie hieß es, einen Projektplan zu erstellen und die Stufen der Produktentwicklung von der Idee, über die Recherche und das Marketing bis hin zu den technischen Anforderungen, dem Bau und den Funktionsüberprüfungen systematisch zu erarbeiten.

Betreuer Dr.-Ing. Stephan Wild war begeistert: „Die Studierenden arbeiteten strukturiert, wobei das Projekt sehr lebhaft blieb. Unvorhergesehene Probleme technischer und menschlicher Art wurden professionell geklärt. Es hat sehr viel Spaß gemacht. Danke an das Team für die tolle und unkonventionelle Zusammenarbeit.“ Im 3D-Drucker entstanden ist ein Gerät in Vorstufe namens „Eve“, das durch seine Rüttelfunktion bei zähen Flüssigkeiten gute Erfolge erzielt. „Es war viel Phantasie gefragt und mit großem Engagement und konstruktiven Diskussion haben wir das Projekt vorangebracht. Vielleicht können nachfolgende Semester unsere Grundlage für die Weiterentwicklung nutzen“, resümiert Studentin Daniela Mann.

Teilnehmende des Seminars „Produktentwicklung“ des Bachelorstudiengangs Maschinenbau/Produktentwicklung an der Fakultät für Technik.

Der Abgasskandal und der Vorstoß von einigen deutschen Städten, Dieselfahrzeuge aus ihren Stadtgebieten zu verbannen, sind in eine neue Phase eingetreten. Es gibt bereits die ersten Dieselfahrverbote für Diesel der EU III + IV-Norm, wie in Hamburg oder Stuttgart. Seit dem Wintersemester 2017/18 arbeiten Studierende im Rahmen des Seminars an einer kostengünstigen Lösung für das Nachrüsten von Dieselfahrzeugen. Dieses Semester beschäftigten sich die Teilnehmenden zum einen mit den Daten und Fakten rund um den Dieselskandal, zum anderen mit der Weiterentwicklung des im letzten Semester entworfenen Dosiersystems für einen SCR-Katalysator. „Jeder hat eine vermeintlich fachkundige Meinung dazu und so kursieren viele vermeintliche Fakten – damit möchten wir heute aufräumen“, so Student Alexander Wirner. Um Stickoxide zu reduzieren, wurden Maßnahmen unmittelbar am Fahrzeug und der Umwelt untersucht, aber auch die Verbote bzw. Vorschriften und Angebote aus der Politik. Noch gibt es für die Nachrüstung kein serienreifes System. Das Konzept der Pforzheimer Studierenden hat aber das Potential für einen realen Einsatz im Fahrzeug.

Die Variante „kleiner Tank am Abgasrohr“ ist sowohl funktionell als auch wirtschaftlich eine sinnvolle Lösung. Die Ansätze vereinfachen das heutige Gesamtsystem erheblich. Es kann einerseits als Nachrüstlösung, andererseits aber auch zur Substitution des heutigen Seriensystems eingesetzte werden. „Die Studierenden haben sich sehr intensiv in die Thematik eingearbeitet. Dabei ist ihnen bewusst geworden, dass das Thema mittlerweile emotional aus dem Ruder gelaufen ist. Es ist nunmehr an der Zeit, dass die gesamte Dieselproblematik von wirklichen Experten aufgearbeitet und im Rahmen einer globalen und objektiven Betrachtungsweise zu einem sinnvollen Abschluss gebracht wird“, zog Professor Dr.-Ing. Rainer Häberer aus dem Studiengang zufrieden sein Fazit.

Hintergrund:
Das Seminar Produktentwicklung, das im sechsten Semester verankert ist, ist der Abschluss der praktischen Ausbildung des Bachelor-Studiengangs Maschinenbau/Produktentwicklung an der Fakultät für Technik der Hochschule. Ein guter Konstrukteur zu sein beruht auf Erfahrung und komplexen und umfangreichen Fähigkeiten, die häufig erst im Beruf erlangt werden. Im Studium in Pforzheim wird dafür die Basis geschaffen. Dort erfahren die zukünftigen Konstrukteure einen kontinuierlichen Reifeprozess, der im Seminar beschleunigt werden soll. Nach der Grundlagenausbildung des Studiums wenden die Studierenden des sechsten Semesters die erlernten Kompetenzen auf komplexe und reale Aufgabenstellungen an. Die Professoren tragen durch intensive Betreuung auf einem hohen abstrakten Niveau zu einem erfolgreichen Verlauf bei und übernehmen die Rolle des Moderators.