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HR-Trends der Zukunft – Business meets Science

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Am 21. November 2022 hat das Institut für Personalforschung zur 16. Veranstaltung „HR-Trends der Zukunft – Business meets Science“ in Pforzheim eingeladen, diesmal zum Thema "Nachhaltigkeit durch HRM: Die ESG Richtlinie als Herausforderung und Chance für die Personalarbeit!"

Ausgangspunkt der Veranstaltung ist, dass die Europäische Richtlinie 2014/95/EU die Personalarbeit dramatisch verändern kann. Darin werden Unternehmen verpflichtet, in ihren Lagebericht eine nichtfinanzielle Erklärung aufzunehmen, die Angaben über das Verständnis des Geschäftsverlaufs, des Geschäftsergebnisses, die Lage des Unternehmens und deren Auswirkungen enthält. Im Fokus stehen die sog. ESG Kriterien - Environmental (Umwelt), Social (Soziales), Governance (Unternehmensführung). Für Unternehmen genügt es längst nicht mehr, ausschließlich profitorientiert zu handeln. Von Co2-Einsparungen, über Compliance oder faire Lieferketten: Nachhaltiges Handeln rückt zunehmend in den Vordergrund. Prozesse werden folglich aussortiert, optimiert oder neu aufgesetzt, mit dem Ziel, den Ursprungsgedanken der 17 SDGs zu entsprechen. SDG steht für die „17 Ziele für nachhaltige Entwicklung“, die als Zielsetzungen der Vereinten Nationen veröffentlicht wurden. Mit Blick in die Zukunft unseres Planeten stellen diese einen Plan zur nachhaltigen Friedensförderung und die Entwicklung auf ökonomischer und ökologischer Ebene dar.

Prof. Dr. Rupert Felder, Senior Advisor bei der Heidelberger Druckmaschinen AG referierte zum Thema „Nachhaltigkeit - der Gamechanger für die HR-Agenda“. In der Nachhaltigkeitsdebatte kommt es daher auch auf den Beitrag von HR an. Das Personalmanagement ist die Summe der mitarbeiterbezogenen Maßnahmen, die zur Verwirklichung der Unternehmensziele herangezogen werden. Personal ist somit ein zentrales Element der unternehmerischen Managementprozesse von Forschung und Entwicklung über Einkauf, Produktion, Finanzierung, Vertrieb und Service. Überall ist der Produktivitätsfaktor »Mensch« relevant. Nachhaltige Personalarbeit zielt also im Kern auf die Erfassung des Wertbeitrags Personal, dessen Erhalt und Ausbau ab. Damit kann der Wertschöpfungsbeitrag durch ein nachhaltiges Personalmanagement wirksam und sichtbar werden. Haltung und Handlung sind die zwei bestimmenden Parameter. Nach Felder führt die Haltung zum Motiv, die Handlung zum Ergebnis.

 

Miriam Schilling, Leiterin für Personal und Organisation bei VAUDE Sport GmbH & Co. KG, zeigte, wie das Thema Nachhaltigkeit Teil der Unternehmens DNA ist. Für VAUDE ist es selbstverständlich, Verantwortung für Mensch und Natur zu übernehmen, indem das Unternehmen umfassende, transparente soziale und ökologische Standards in seinen globalen Lieferketten aufgebaut hat. VAUDE sorgt dafür, dass die Produkte umweltfreundlich und fair hergestellt werden. VAUDE plädiert für ein Umdenken in der Wirtschaft wie etwa nach dem Ansatz der Gemeinwohlökonomie (GWÖ). Für sein Engagement wurde das Unternehmen vielfach ausgezeichnet. Doch damit sich etwas verändert, müssen alle mitziehen. ESG-Kriterien können nur mit Mitarbeitenden erfüllt werden, die das Thema verinnerlicht haben. Ohne, dass das Thema ESG innerhalb der Unternehmenskultur gefestigt und "gelebt" wird, wird es immer nur eine trockene Berichtsthematik bleiben und bei weitem nicht die möglichen positiven Effekte für ein Unternehmen erzielen. Damit ESG nun aber nicht allein ein Bericht bleibt, ist es wichtig, dass sich Unternehmen mit dem Aufbau und der nachhaltigen Weiterentwicklung entsprechender Skills und Fähigkeiten auseinandersetzten, um so alle Mitarbeitenden im Unternehmen abzuholen und zu sensibilisieren. 

Prof. Dr.-Ing. Claus Lang-Koetz, Professor für Nachhaltiges Technologie- und Innovationsmanagement und stellvertretender Leiter des Instituts für Industrial Ecology (INEC) an der Hochschule Pforzheim, betrachtete in seinem Input die Chancen und Herausforderungen von Nachhaltigkeitsorientierte Innovationen für die Industrie. Damit blickte er insbesondere auf das Thema E „Environmental“ (Umwelt) und zeigte einige relevante Themen in diesem Zusammenhang auf. Sein Fazit lautete, dass die Integration von Nachhaltigkeitsaspekten in das Innovations-management vielfältige Chancen für Unternehmen bietet. Die praktische Umsetzung beginnt in der strategischen Ausrichtung der Innovationsaktivitäten. Nachhaltigkeits-Innovationsziele helfen bei der Konkretisierung (CO2-Emissionen, Lieferkettenbetrachtung, Recycling, …). Wir brauchen neue Ideen für nachhaltigkeitsorientierte Innovationen: etablierte Vorgehensweisen und Paradigmen hinterfragen! Nachhaltigkeitsauswirkungen müssen frühzeitig ermittelt werden. Dies und weitere Methoden (wie Ökodesign-Prinzipien) helfen dabei, die geplante Innovation richtig ausrichten zu können.

Prof. Dr. Stephan Fischer, Direktor des Instituts für Personalforschung an der Hochschule Pforzheim, durchleuchtete das Thema „ESG-Berichterstattung und Nachhaltig durch HR mit empirischen Ergebnissen“ aus der wissenschaftliche Perspektive. Auf HR kommt gegebenenfalls eine neue und zusätzliche Aufgabe, wenn die neue EU-Richtlinie die Berichterstattung zu Nachhaltigkeit verpflichtend verankert wird. Hier kann HR ein dezidiertes Reporting zu den sozialen Kriterien entwickeln, das sich aus dem System oder zusätzlichen Daten speist. Doch hier stellt sich eine grundsätzliche Frage bei der Umsetzung der ESG-Richtlinie und damit der funktionalen Nachhaltigkeit im Unternehmen: Agiert HR reaktiv als Zahlenlieferant im Sinne einer Berichtspflicht oder nutzt HR die Chance, das Thema sustainable HRM aktiv als strategisches HRM zu positionieren und so eine Neuausrichtung der eigenen Arbeit zu gestalten. Mit diesem Gedanken knüpft Fischer ab Forschungsarbeiten an, die vor einigen Jahren bereits im Institut für Personalforschung durchgeführt wurden. Dabei ging es schon um die Frage, wie nachhaltiges Personalmanagement gestaltet sein muss, damit es eine entsprechende Wirkung im Unternehmen hat.

Mit diesen Impulsen sind wir nachmittags im Austausch mit allen TeilnehmerInnen und ReferentInnen in zwei Workshops gegangen, die gezielt weiterführende Überlegungen zu ESG und Nachhaltigkeit im Unternehmen beinhalteten. Der Workshop 1 befasste sich mit folgenden Fragen: Welche Kennzahlen sind für HR besonders relevant, um das S und Teile des G zu berichten? Wie sollte der Prozess definiert sein, um zu einem aussagefähigen Reporting zu kommen? Kernergebnis war, dass möglichst solche Kennzahlen gewählt werden sollten, deren Impact für das Business eine hohe Bedeutung haben. So kann neben der eigentlichen Betrachtung der jeweiligen Dimension (z.B. Fluktuation) auch der finanzielle Impact betrachtet werden. Im Workshop 2 wurden folgende Fragen bearbeitet: Wie könnte ein sustainable HRM Ansatz aussehen, der als strategische Weiterentwicklung des HRM verstanden werden kann? Wie sollte der Prozess definiert sein, um zu einem aussagefähigen Reporting zu kommen? Die Gruppe kam zum Ergebnis, dass dies nur mit einem ganzheitlichen Ansatz machbar ist, der das Thema Nachhaltigkeit bereits in den Zielen verankert und die operativen HR Funktionen entsprechend ausrichtet.

Rundum ein spannender Tag mit vielen wissenschaftlichen und praxisnahmen Gedanken zum Thema "Nachhaltigkeit durch HRM: Die ESG Richtlinie als Herausforderung und Chance für die Personalarbeit!"

Wir freuen uns auf die nächste Veranstaltung „HR-Trends der Zukunft – Business meets Science“ in Pforzheim. Diese wird am 2. Mai 2023 stattfinden.