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Erstes Symposium Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz

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Neues Format der Hochschule Pforzheim ein voller Erfolg
Die Fachreferenten des Symposiums Nachhaltigkeit vor dem Plakat des Events

Die Keynote-Speaker Dr. Roland Hischier vom schweizerischen Forschungsinstitut Empa aus St. Gallen, Professor Dr. Mario Schmidt, Institutsleiter des INEC sowie Martina Prox von der iPoint-systems GmbH zusammen mit dem Moderator und Organisator des Symposiums Professor Dr. Claus Lang-Koetz (v.r.n.l.). Alle Fotos: Cornelia Kamper / Hochschule Pforzheim

Ökobilanzierung, Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz in der Praxis, diesen Themen widmete sich das am 8. Dezember erstmals vom Institut für Industrial Ecology (INEC) veranstaltete Symposium Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz. Das Symposium ist ein neues Veranstaltungsformat des INEC, das die bisherige Ringvorlesungsreihe ergänzt. Die Veranstaltung fand im EMMA Kreativzentrum in Pforzheim statt, ein Ort, der ideal für einen Perspektivenwechsel ist. Dies spiegelte sich nicht zuletzt auch im Veranstaltungsprogramm wider.

Der Tag begann mit Keynotes renommierter Fachleute auf dem Gebiet der Ökobilanzierung. Professor Dr. Mario Schmidt, Institutsleiter des INEC, zeigte dem Publikum auf, in welchen Punkten die Ökobilanzierung für Laien und auch Experten Fallstricke aufweist. Ökobilanzen versuchen, die wesentlichen Umwelt- und sozialen Aspekte von Produkt- und Servicesystemen zu erfassen – das ist in einer komplexen Welt mit weitverzweigten Lieferketten nicht trivial. Fallstricke lauern beispielsweise bei der Allokation von Umweltwirkungen bei mehrmaligem Recycling von Produkten, bei der Verrechnung von negativen Emissionen durch biogene Materialien, aber eben immer noch auch bei der Verfügbarkeit von sowohl Primär- als auch Sekundärdaten. An das Thema Daten für die Ökobilanzen knüpfte Dr. Roland Hischier vom schweizerischen Forschungsinstitut Empa aus St. Gallen an. Sein Vortrag war ein Streifzug durch die Geschichte der Ökobilanzdatenbank ecoinvent − von den Anfängen, über die Gegenwart bis zu einem Ausblick auf zukünftige Entwicklungen und Herausforderungen. Die abschließende Keynote hielt Martina Prox von der iPoint-systems GmbH. Derzeit liegen nur für einen geringen Prozentsatz an Produkten Ökobilanzen vor, mit den bisher vorhandenen Mitteln und Vorgehensweisen kann dieser Prozentsatz jedoch nur langsam – zu langsam – gesteigert werden. Daher zeigte Frau Prox auf, welche Möglichkeiten zur Automatisierung von Ökobilanzen und Product Carbon Footprints bereits vorliegen und woran derzeit verschiedene Brancheninitiativen arbeiten. In der abschließenden Diskussion wurde deutlich, dass es Bemühungen um frei verfügbare, verlässliche und aktuelle Ökobilanzdaten bedarf und existierende Standards harmonisiert werden müssen.

 

In der Mittagspause konnten sich die Teilnehmer austauschen und vernetzen sowie im Rahmen einer Postersession einen Einblick in die vielseitigen Forschungsprojekte des INEC erhalten.

Am Nachmittag standen Vorträge von Alumni und Studierenden des Bachelorstudiengangs BWL-Ressourceneffizienzmanagement (mittlerweile: BWL-Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz) und des Masterstudiengangs Life Cycle and Sustainability auf dem Programm. Den ersten Vortragsblock bestritten die ehemaligen Masterstudierenden Dr. Katharina Gompf, Lucas Hadamek und Isabell Riester. Frau Dr. Gompf zeigte auf, welche Emissions-Reduktionsziele sich die BMW Group gesetzt hat, wie diese auf einzelne Fahrzeugtypen heruntergebrochen und schließlich realisiert werden. Herr Hadamek, der bei der Sphera Solutions GmbH arbeitet, gewährte einen Einblick in seine Tätigkeiten als Consultant und erläuterte, wie er Unternehmen dabei unterstützt, die ersten Schritte in Richtung Ökobilanzierung zu gehen. Im Vortrag von Frau Riester von der Aesculap AG wurde deutlich, dass Produkt-Ökobilanzen und Corporate Carbon Footprints auch in der Medizintechnik zunehmend an Bedeutung gewinnen und dabei das Umweltmanagement in Unternehmen erweitern.

Der Moderator des Abends auf der Bühne, begrüßt die Menschen im PublikumOrganisator und Moderator des Symposiums Professor Dr. Claus Lang-Koetz eröffnete das Event im EMMA Kreativzentrum vor über 100 Besucherinnen und Besuchern. Foto: Cornelia Kamper / Hochschule Pforzheim

Bei den Vorträgen der Studierenden präsentierte Tayla Herrmann die Ergebnisse einer Ökobilanz zu Kopfhörern, welche sie vom Zerlegen des Produkts über die Bestimmung der Materialien der einzelnen Komponenten bis hin zur Modellierung und Auswertung der Ergebnisse durchgeführt hatte. Franziska Heckel ließ das Publikum an ihren Ergebnissen der Bilanzierung eines Mehrwegversandkartons sowie den verschiedenen Varianten zur Rückgabe dieser Kartons teilhaben. Der Vortrag von Felix Bischoff und Sophia Reiter thematisierte die Ermittlung von Scope 3-Emissionen nach Greenhouse Gas Protocol in einem Industrieunternehmen. Auch hier kam das Thema der Datenverfügbarkeit wieder zur Sprache, so lagen im Unternehmen überwiegend monetäre Daten zu verbrauchten Materialien. Zum Abschluss stellten Maren Kientsch und Marlon Patt, den von ihnen ermittelten Carbon Footprint eines Hochtemperaturwärmespeichers vor. Die Ergebnisse zeigten, dass die Vorteilhaftigkeit des Speichers wesentlich von der Art der Stromerzeugung, mit dem er betrieben wird, abhängt.

Die über 100 Besucher:innen konnten das Schwerpunktthema Ökobilanz und Carbon Footprint aus unterschiedlichen Perspektiven erleben − von Fachexpert:innen, aus Forschungssicht sowie aus der Sicht von ehemaligen Absolvent:innen in der Berufspraxis und Studierenden im Bachelor- und Master-Studium. Die Vorträge und Diskussionen haben gezeigt, dass Ökobilanz und Carbon Footprint hochrelevant sind und der Bedarf an Fachexpertise auf diesem Gebiet auch in Zukunft groß sein wird.

Das erste Symposium Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz war eine gelungene und von Studierenden wie auch zahlreichen externen Gästen gut besuchte Veranstaltung, die sich sicher einer Wiederholung erfreuen wird.

Referent spricht vor Publikum
Referentin spricht vor Publikum
voller Saal mit Menschen, die einem Fachbeitrag lauschen
Referent spricht vor Powerpointfolien
Menschengruppe, die sich angeregt unterhält.
(ehemalige) Studentinnen, die auf dem Symposium referierten.